LoVe-StOrY Teil 12

Plötzlich hat sie das Gefühl, jemand sitzt neben ihr, wie ein déjà vue kommt es ihr vor. Wie früher vor vielen Jahren, als sie auf den ausgewaschenen Waldwegen in der Abenddämmerung spazieren ging. Auch damals hat sie das Gefühl gehabt, jemand wäre neben ihr. Aber es war niemals jemand da.
Aber diesmal ist jemand da, es ist ein schemenhaft aussehendes Kind mit hellblonden fast weißen Haaren, vielleicht sechs Jahre alt. Eine seltsame Vision. Ein Spuk. Ich fange an zu spinnen, denkt Irma bitter und ignoriert die schemenhafte Gestalt. Jetzt hat sie auch noch Wahnvorstellungen!

Sie denkt wieder an den Traum, diesen Alptraum von den Türen, die sich in Wände verwandeln. Aber ist ihr normales Leben nicht schon ein Alptraum gewesen? Sie hat alles blockiert, was Gefühle und die damit verbundenen Verletzungen zuließ, sie hat jede Tür missachtet, die ihr offen stand. Sie hat jahrelang mit einem Mann zusammengelebt und sich von ihm quälen lassen. Warum hat sie sich das gefallen lassen? Weil er ihr egal war. Er konnte ihr in Wirklichkeit nichts anhaben, weil sie absolut nichts für ihn empfand. Ja, so sind die Tatsachen eben, Irma sitzt auf dem Sofa ihrer Eltern, übermüdet, ihr ist kalt, und sie schaukelt sich weiter in eine Trance hinein.

Der Traum fängt an: Der Traum von dem Hochhaus, wo sich alle Türen in Wände verwandeln, wenn sie auf sie zugeht und sie in schließlich diesem Gebäude hoffnungslos herumirrt, denn sie ist dort gefangen.
Bis sie dann plötzlich am Ende des Korridors ein schwarzes Loch sieht.
Beim Näherkommen erkennt sie, dass es sich bei diesem schwarzen Loch um eine Öffnung nach draußen handelt. Die ist neu.
Sie geht darauf zu und steht plötzlich auf einer großen balkonartigen Plattform. Draußen ist es dunkel. Die Großstadt liegt unter ihr. Am Himmel strahlt Orion, der Jäger. Sie kann sein Schwertgehänge ganz deutlich erkennen.
Die Plattform liegt mindestens im achtzehnten Stock, also ganz oben, das weiß sie genau. Und hat kein Geländer...
Kein Geländer! Grauenhaft. Sie will weg von hier. Sie hat Angst vor der Höhe.
Sie will wieder zurückgehen in das Gebäude, aber die Öffnung hat sich mittlerweile verwandelt. In was? Na klar, in eine nackte Wand. Sie kann nicht mehr zurück.
Sie wirft sich auf die Plattform, so weit wie möglich von ihrem äußeren Rand entfernt und versucht, sich mit den Händen im Beton festzukrallen.
Es geht nicht, sie wird immer leichter, steigt nach oben, sinkt herab und steigt wieder nach oben. Jedes Mal höher, jedes Mal schneller...
Irgendwann wird sie beim Hinuntersinken die Plattform verfehlen. Und dann wird sie abstürzen.
Nein! HILFE! Sie glaubt, dass sie schreit.

Sie spürt eine hauchzarte Berührung an ihrer Hand und schaut verschreckt neben sich. Es ist das Kind, es hat sie an der Hand berührt, und sie weiß auf einmal, das Kind ist ihr jüngeres ICH, eines von vielen Tausenden und wahrscheinlich eines, das noch nicht viel Böses erfahren hat. Es sieht unschuldig und glücklich aus. Irma werden die Augen feucht. sie denkt daran, was das Kind alles erleben wird und wie es dadurch verändert werden wird.

Du musst durch das Loch, sagt das Kind, und Irma wundert sich schwer darüber. Woher will so ein kleines Kind wissen, was ein Schwarzes Loch ist? Irma wundert sich auch darüber, dass es sich bei dem Loch selbstverständlich um ein Schwarzes Loch handelt.

Lass es zu, lass es zu!
Was denn, was denn?
Wenn du da durch gehst,
dann kommst du dahin,
wo es besser für dich ist.
Du weißt doch, Schwarze
Löcher führen irgendwohin.
Und dieses führt in ein Weißes
Loch und in ein anderes Universum.

Wie bei Star Trek, denkt Irma, aber es hat was.
Es kann nicht viel schaden, denkt sie, schließt die Augen und lässt sich fallen, nein ein Fallen ist es nicht, es ist eher wie ein Emporgehobenwerden...

Ende Teil 12
tschapperl - 3. Feb, 14:58

Dacht ich´s mir: hinter den schwarzen Löchern ist nicht das Nichts!

Iggy - 3. Feb, 15:15

angeblich entstehen in schwarzen löchern

neue galaxien, neues leben...
wie auch immer, ich bin froh, wenn die story zu ende ist!
antworten
punctum - 4. Feb, 01:57

also

ich bin da nicht froh - ich werd was vermissen! aber... was für ein alpender alptraum... es gehört eine menge mut dazu, um höchstpersönlich ein schwarzes loch zu erforschen...

Iggy - 4. Feb, 09:02

guten morgen punctum,

man kann aber auch drin stecken bleiben, in dem schwarzen loch...
wie auch immer, ich überlege, ob ich teil 13 u. 14 zusammenlege und stattdessen noch einen epilog zugebe. epilog! wie sich das anhört! ;)
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