LoVe-StOrY Teil 14

Aber mit Hardy war es etwas anderes. Sie hatte Gefühle für ihn, und ergo konnte er ihr etwas antun. Aber... an dieser Stelle fühlte Irma, wie kalt ihre Füße geworden waren, sie schüttelte den Kopf und machte sich auf, um zu Hardy zu gehen, und sie beeilte sich, die Treppe hinunterzulaufen. Wieso war sie so gemein zu ihm gewesen? Hardy würde ihr nichts antun, das war ihr auf einmal so klar, dass sie erstaunt war. Alles war auf einmal so klar. Sie wollte nicht mehr tot sein. Sie wollte leben. Und sie konnte zwar ohne ihn leben, aber es würde erbärmlich und leer sein, dieses sogenannte Leben.

Er hörte in seinem qualvollen Halbschlaf, wie sich die Tür öffnete, und er ahnte mehr als er sah, dass sie an der Tür stehen geblieben war. Na endlich! Aber sie zögerte immer noch. Na gut...

Er erhob sich also aus dem Bett, trat auf sie zu und umarmte sie. Sie fühlte sich kalt an, und instinktiv hob er sie auf seine Arme und legte sie auf sein Bett. Tatsächlich hatte sie eiskalte Füße. Wieder einmal. Hardy musste lächeln, immer in Krisensituationen hatte sie eiskalte Füße, genau wie vor vier Monaten, als sie in der Stadt herumgerannt war im Regen und er sie schließlich klatschnass im Kaleidoskop gefunden hatte. Er hatte gedacht, damals hätte eine neue bessere Zeit für sie begonnen, aber sie war wohl immer noch nicht bereit dafür gewesen.

„Himmel, verdammt noch mal, du wirst dir den Tod holen.“ Er legte sich neben sie, breitete das üppige Federbett über sie aus und versuchte, ihren Körper zu erwärmen.

Sie sagte nichts.

„Wieso hast du eigentlich immer kalte Füße, wenn sich irgendwas bei dir tut?“

„Weiß nicht“, sagte sie ziemlich kleinlaut. Sie verhielt sich sehr ruhig, sehr passiv, und er hatte keinen blassen Schimmer, was los war, aber sie würde es ihm vielleicht sagen.

„Hardy...“

„Was ist denn, Süße?“

„Wieso treibst du mich immer so weit?“

„Tue ich das?“

„Ja das tust du, immer wieder. Ich habe kalte Füße...“

„Das fühle ich“, sagte Hardy, griff sich einen von ihren Füßen und wärmte ihn in seiner Hand.

„Nicht nur körperlich... Vor allem hab ich kalte Füße, wenn ich an die Zukunft denke.

„Du brauchst keine kalten Füße haben.“

„Ja, ich weiß... Aber ich weiß nicht, was mit mir los ist.“

„Süße, du weißt doch, du kannst mir alles sagen.“

„Klar doch, du bist ja der große Problemfresser.“ Irmas Stimme klang ein wenig säuerlich, denn sie war immer noch empört über die Vorstellung, Hardy im Bett zu sehen mit irgendeiner Tussi, um die er den Arm gelegt hatte nach dem Beischlaf und so weiter. Aber das war vorbei. Endgültig vorbei.

„Aber kannst du es auch verstehen?“ meinte sie zögernd.

„Ich werde mich bemühen“, sagte Hardy und küsste sie auf die Stirn. Früher hatte er alle Frauen auf die Stirn geküsst, es war eine gute und billige Anmache von ihm gewesen, und sie waren reihenweise darauf hineingefallen. Und dann hatte es ihn selber erwischt. Und es war gut. Besser als er es sich jemals hatte vorstellen können.

„Weißt du, dass du mich wachgemacht hast?“

„Äääh ja?“

„Ich meine, seitdem ich dich kenne, lebe ich. Vorher war ich tot, ich bin nie ein Risiko eingegangen, habe immer nur Männer genommen, die vorgaben mich zu lieben. Und dann habe ich alles selber zerstört.“

„Warum hast du das?“

„Es war wie ein Muster, eine Schablone. Ich bin nichts wert, also kann mich keiner lieben, und wer mich liebt, der hat selber Schuld.

„Aber warum, Irma?“

„Weiß nicht. Aber es kommt bestimmt von meiner Mutter. Die hat mich immer gehasst, warum weiß ich auch nicht. Ach Scheiße!!!“

„Komm her Süße.“ Hardy zog sie noch enger an sich.

„Aber bei dir war es anders.“

„Warum?“

„Ich glaube, du hast mich wachgeküsst“, Irma streichelte seine Hand, „so wie Dornröschen wachgeküsst wurde“, sie musste leise kichern, „obwohl, wachgeküsst ist nicht der richtige Ausdruck...“

„Dann sag mir doch den richtigen Ausdruck.“

„Durch dich habe ich irgendwie richtig zu leben begonnen. Du hast mir die Lust beigebracht, und du hast mir die Gefühle verschafft. Ich weiß immer noch nicht, wie du das gemacht hast.“

„Es ist eben so“, sagte Hardy zärtlich, „und wenn mir einer erzählt hätte, dass du die Liebe meines Lebens sein würdest, dann hätte ich ihn ausgelacht.“

„Ist das wahr?“

„Klar hätte ich ihn ausgelacht!“ Hardy nahm ihre Hand und küsste sie.

„Oh Gott! Ich habe so ein großes Glück! Ich wollte dich verlassen, aber ich konnte es nicht, sag Hardy, haben wir nicht großes Glück?“

„Das haben wir, Süße.“ Hardy zog sie noch enger an sich und wärmte auch ihren letzten kalten Körperteil. Es war ihr Hintern.

„Ich will nach Hause, Hardy...“

„Wir fahren gleich nach dem Frühstück, Süße.“

„Aber eigentlich bin ich zu Hause“, murmelte sie, während sie sich seinen wärmenden Händen überließ und ein Entzücken empfand, das unbeschreiblich war. Er wärmte sie auf bis in die letzten Fasern ihres Körpers.

„Was meinst du, Süße?“

„Home is where my heart is…” Irma war so eingehüllt von seiner Wärme und seiner Liebe, dass sie langsam aber unaufhaltsam in einen befriedigenden Schlaf glitt.

noch nicht ganz Ende, aber ich gebe noch einen Epilog dazu - es sei denn, jemand hätte Einwände.
tschapperl - 5. Feb, 15:53

DOCH ein Happy End. Zwischenzeitlich habe ich schon daran gezweifelt.

Ach..., wie schön.

Das mit dem Auf - die -Stirne -küssen muß ich mir merken!!!! Was fürs Leben.

Iggy - 5. Feb, 16:32

das ist eine gute masche, so väterlich

fürsorgsam...

und es wäre doch langweilig, wenn das happy end schon auf der ersten seite stünde, gelle?
ich glaube, den epilog spare ich mir - ist ja alles gesagt.
antworten
punctum - 6. Feb, 16:21

da warte ich mehr oder weniger geduldig auf den letzten teil - und hab ihn schon verpasst...
eine sehr schöne geschichte, iggy. sehr einfühlsam und nachvollziehbar geschrieben. und, ähm, wenn es nicht zu große umstände macht - ich hätte schon gern den epilog!

Iggy - 6. Feb, 16:55

okay, kommt sofort...

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