Mittwoch, 14. Juni 2006

THE VILLAGE - ein Dorf vor dem Wald 8

Der Wald:

In Richtung Wald, der kein natürlicher Wald war, sondern ein von den Alliierten nach dem Krieg künstlich angelegter Nadelnutzwald, lag das mit Kartoffeln bebaute Feld meiner Oma . Ein paar Tage im Sommer musste die ganze Familie dort den schädlichen Kartoffelkäfer von den zarten Kartoffelpflanzen abpflücken. Eigentlich waren diese Käfer recht hübsch, sie hatten eine ansprechende Streifung zwischen braun und lachsrosa. Die Kartoffelkäfer wurden nach der Sammlung verbrannt. Rein ökologisch und sauber, die Sache...

Der Weg in den Wald war mein Lieblingsweg. Zuerst ging es leicht bergauf durch ein paar Felder, und dann allmählich setzte der Nadelwald ein, zuerst durchwachsen mit ein paar Himbeerbüschen und ein paar Flecken mit Blaubeeren, die natürlich immer schon abgeerntet waren, dann erschienen sporadisch Heidepflanzen und Birken, bevor es endgültig in den finsteren Nadelwald ging. Seltsamerweise habe ich diesen künstlich angelegten Nadelwald immer als DEN natürlichen Wald empfunden, obwohl er, wie ich im nachhinein erfuhr, eine rein ökonomische Monokultur war und nur zum Abholzen bestimmt. Aber ich fand immer, ER war der Märchenwald, der typische Wald, der finstre Tann, eben mein Idealwald.



Es war der Wald, in dem meine Großmutter Blaubeeren sammelte und auch der Wald, in dem sie mit mir Himbeeren pflückte. Die Himbeeren rochen immer fantastisch gut. Ich pflückte begeistert Himbeeren und behielt sie in meiner Hand, bis ich merkte, dass sich mitten in diesen Himbeeren weiße Maden herumwälzten, und mit einem Kreischen ließ ich die Himbeeren wieder fallen, was meine Großmutter zu einem unwilligen Ausruf veranlasste. Ich war eben ein Stadtkind, hatte Angst vor den Himbeeren mit den Maden darin.

Diese Himbeeren (von mir kamen nicht viele...) wurden von Oma gekocht und durch ein Tuchsieb gegeben, um den Saft in reiner Form aufzufangen. Aber was da an Maden im Tuch hängenblieb, war nicht dazu geeignet, den Appetit auf reinen Himbeersaft anzuregen. Dennoch liebte ich Omas Grütze, die mit diesem Himbeersaft zusammen gekocht wurde. Sch.... auf die Maden!

Der Wald war schön, so gedämpft mit seinem dicken Nadelteppich auf dem Boden, und er war sehr dunkel, weil die vielen Fichten keinen Sonnenstrahl durchkommen ließen. Es gab mitten im Wald eine große Lichtung, eine natürliche Wiese, umsummt von allerlei Insekten, und wenn man sich eine Weile still verhielt, kamen Rehe auf die Lichtung, um dort zu äsen. Ich kletterte auch gerne auf den Hochsitz am Rande dieser Lichtung, es war eine wackelige altersschwache Kiste, von der der Jäger aus Wild schoss, was ich ziemlich gemein fand.

Wildschweine sah ich übrigens nie, und das war auch besser so. Diese Gesellen sollten recht gefährlich sein, und ich habe immer noch den Spruch meiner Großmutter im Sinn, mit dem sie mich vor ihnen warnte: „Wenn dich ein Keiler überrascht, dann leg dich schnell flach auf den Boden. Aber flach!“

Was mir allerdings nicht am Wald gefiel, waren die hinterhältigen Bremsen. Meine Oma nannte sie „Schwarze Fliegen“ Diese Bremsen schwebten hinterhältig über einem, und ich glaubte wirklich, sie konnten richtig denken und planen, denn ich habe nie gemerkt, wenn sie mich dann stachen... Gemeine Dinger....

Immer wenn die Ferien endgültig vorbei waren und ich zurück musste in die Großstadt, machte ich einen Abendspaziergang. Ich schlenderte am Herrenhaus vorbei, bog an der kleinen Kirche ab und spazierte durch die Gemeindegärten – wo jeder im Dorf ein großes Stück Land bearbeiten konnte – in Richtung Wald. Wenn ich dann endlich dort war und mich die vollkommene Ruhe umfing, hatte ich immer das Gefühl, jemand ginge neben mir, und diese unbestimmte unbekannte Gestalt erweckte unbestimmte unbekannte Sehnsüchte in mir, aber ich wusste nicht, wer es war. Vielleicht war es ein Gefühl aus der Zukunft, vielleicht war es mein Geliebter aus der Zukunft. Jedenfalls war ich dann immer so traumhaft glücklich, dass es mir nicht mehr schlimm erschien, das Dorf verlassen und mich wieder in die zweifelhafte Obhut meiner Mutter begeben zu müssen.

Der Wald steht schwarz und schweiget, und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar... Matthias Claudius hat es ausgedrückt wie kein anderer. Ich bin wirklich nicht sehr poetisch, aber manche Zeilen sind in meinem Gehirn verankert. Irgendwie.

Ende Teil 8

Neeein, ich doch nicht! Ich mach heute nix!

Die Zeit scheint zwar stillzustehen und auf irgendetwas zu warten,
aber nicht auf mich...

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