Wenn eine Tür sich schließt... (Teil 1 von 9)
„Bin ich nicht gut, Onkel Pepe?“, fragte der Kleine mit seiner fiepsigen Stimme.
„So ein Quatsch, Kleiner. Du bist der netteste kleine Scheißer, den ich kenne!“ Pepe sprach die Wahrheit, er kannte zwar nicht viele kleine Scheißer, woher auch, aber dieser war ihm an Herz gewachsen. Blöd war nur, dass der Kleine so empfindlich war. Warum überhaupt? Pepe war sehr vergesslich geworden, die Knochen taten ihm weh, und sein Appetit war nicht mehr so gut wie früher, geschweige denn seine Verdauung. Früher, ja da hatte er gefressen wie ein Wahnsinniger, er hatte jede Menge gekochten Schinken gefuttert und jede Menge Hähnchenbrust – er war förmlich darauf fixiert, die gegrillten Hähnchen zu riechen aus weiter Entfernung, und wenn sie dann fertig waren.... hach, lecker! Ach ja, Memories... Jetzt konnte sein Magen fast nichts mehr bei sich behalten. Früher, ja da hatte er mindestens eine ganze Hähnchenbrust verputzt, ohne Pause zu machen – und heute, da konnte er vielleicht ein paar Bissen zu sich nehmen, weil alles wehtat, die Zähne zum Beispiel...
„Aber warum ist sie dann weg gegangen?“ Ach, das war es! Pepe wand sich innerlich, denn keiner wusste, warum die Mutter von dem kleinen Scheißer abgehauen war. Vielleicht war sie ja gar nicht abgehauen, vielleicht war sie überfahren worden oder hatte eine Krankheit bekommen. War natürlich unwahrscheinlich, das alles. In dieser Gegend fuhren die Autos nicht schnell genug, um irgend jemanden überfahren zu können, sogar so ein langsamer Kater wie Pepe konnte gemütlich über die Straße laufen und den Autos eine Stinkepfote zeigen. Natürlich ging er kaum noch hinaus, sondern lag fast nur noch auf der warmen Fensterbank mit der wunderbar kuscheligen Decke, die ihm die Menschin hingelegt hatte. Wo war er? Ach ja, und das mit der Krankheit? War natürlich alles möglich, aber sooo schnell? Wird jemand so schnell krank und wird dann sooo schnell weggebracht? Pepe wusste es nicht.
„Sie ist bestimmt nicht absichtlich weggegangen, Kleiner“, sagte er schließlich, bevor die Müdigkeit ihn übermannte oder besser gesagt überkaterte. Er merkte nur noch, dass der Kleine sich zu ihm gelegt hatte und sich an ihn kuschelte. Das arme mutterlose Eischhörschen...
Eischhörschen... Pepe träumte... Er träumte die Vergangenheit. Das letzte Jahr mit seinen neuen Freunden Squirrel und Cooney. Squirrel, das quirlige Eichhörnchen mit dem Sprachfehler und dem Tanzfimmel. Cooney, der Waschbär mit dem Waschzwang, der ja ein lieber Kerl war, aber er hatte eindeutig eine Macke. Man hatte sich arrangiert, es war lustig und amüsant mit den beiden - bis Squirrel sich im Sommer verliebte. Und wie verliebte! Das Mädel war natürlich außergewöhnlich, und es war ganz anders als Squirrel. Squirrel war ein Künstler, ein Spinner, und vor allem war er absolut unfähig, für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Er hatte keine gut gepolsterte Baumhöhle, und er hatte auch keine Vorräte für den Winter gesammelt. Alles in allem war er keine gute Partie für ein Eichhörnchenmädchen. Aber das schien Feh nicht zu kümmern. Feh war ein schönes Mädchen, von wunderbar roter Farbe und mit einem fantastischen Schwanz ausgestattet. Sie war ein ernsthaftes kleines Ding und bar jeder Koketterie, und sie mochte Squirrel, diesen Künstler unter den Eichhörnchen, sie sah etwas in ihm, was wohl noch keine vor ihr gesehen hatte. Wie auch immer, die beiden richteten sich auf dem Baum vor Pepes Haus ein gemütliches Heim ein, und tatsächlich gab es Nachwuchs, es waren vier kleine Eichhörnchen, drei davon waren schnell erwachsen, hauten ab und suchten sich ein eigenes Revier, wie es unter Eichhörnchen so üblich ist. Aber das vierte Junge war ein bisschen sehr klein geraten. Keiner hätte ihm Überlebenschancen zugetraut, aber Feh und Squirrel kümmerten sich Tag und Nacht um den Winzling, und allmählich sah er nicht mehr aus wie ein nacktes Ding mit hervorquellenden Augen, sondern fast wie ein richtiges Eichhörnchen, allerdings ein sehr winziges Eichhörnchen.
Aber dann verschwand Feh von einem Tag auf dem anderen.
Alle waren zuerst verwundert, man rechnete damit, dass das Mädel sich verlaufen oder vielmehr versprungen hatte, aber Feh war doch so ein gewissenhaftes Ding, das keinerlei Risiken einging, und als sie nach einer Woche immer noch nicht zurück war, da schlug die Verwunderung in Entsetzen um. Man versuchte, den allein gelassenen Squirrel zu trösten – aber Squirrel war total fertig, er hatte Feh so geliebt, er hatte sein Leben für sie geändert, und es war ihm noch nicht einmal schwer gefallen, das zu tun. Aber was war passiert? Niemand in der Gegend wusste von ihr, niemand hatte sie seit jenem Tag mehr gesehen. Sie war spurlos verschollen, ohne jede Spur.
Without a trace, träumte Pepe, das hatten sie sich gemeinsam immer angeschaut, Pepe, Cooney, Squirrel, Feh und in der Mitte weich und warm gelagert der kleine Scheißer, der Winzling...
Ende Teil 1
„So ein Quatsch, Kleiner. Du bist der netteste kleine Scheißer, den ich kenne!“ Pepe sprach die Wahrheit, er kannte zwar nicht viele kleine Scheißer, woher auch, aber dieser war ihm an Herz gewachsen. Blöd war nur, dass der Kleine so empfindlich war. Warum überhaupt? Pepe war sehr vergesslich geworden, die Knochen taten ihm weh, und sein Appetit war nicht mehr so gut wie früher, geschweige denn seine Verdauung. Früher, ja da hatte er gefressen wie ein Wahnsinniger, er hatte jede Menge gekochten Schinken gefuttert und jede Menge Hähnchenbrust – er war förmlich darauf fixiert, die gegrillten Hähnchen zu riechen aus weiter Entfernung, und wenn sie dann fertig waren.... hach, lecker! Ach ja, Memories... Jetzt konnte sein Magen fast nichts mehr bei sich behalten. Früher, ja da hatte er mindestens eine ganze Hähnchenbrust verputzt, ohne Pause zu machen – und heute, da konnte er vielleicht ein paar Bissen zu sich nehmen, weil alles wehtat, die Zähne zum Beispiel...
„Aber warum ist sie dann weg gegangen?“ Ach, das war es! Pepe wand sich innerlich, denn keiner wusste, warum die Mutter von dem kleinen Scheißer abgehauen war. Vielleicht war sie ja gar nicht abgehauen, vielleicht war sie überfahren worden oder hatte eine Krankheit bekommen. War natürlich unwahrscheinlich, das alles. In dieser Gegend fuhren die Autos nicht schnell genug, um irgend jemanden überfahren zu können, sogar so ein langsamer Kater wie Pepe konnte gemütlich über die Straße laufen und den Autos eine Stinkepfote zeigen. Natürlich ging er kaum noch hinaus, sondern lag fast nur noch auf der warmen Fensterbank mit der wunderbar kuscheligen Decke, die ihm die Menschin hingelegt hatte. Wo war er? Ach ja, und das mit der Krankheit? War natürlich alles möglich, aber sooo schnell? Wird jemand so schnell krank und wird dann sooo schnell weggebracht? Pepe wusste es nicht.
„Sie ist bestimmt nicht absichtlich weggegangen, Kleiner“, sagte er schließlich, bevor die Müdigkeit ihn übermannte oder besser gesagt überkaterte. Er merkte nur noch, dass der Kleine sich zu ihm gelegt hatte und sich an ihn kuschelte. Das arme mutterlose Eischhörschen...
Eischhörschen... Pepe träumte... Er träumte die Vergangenheit. Das letzte Jahr mit seinen neuen Freunden Squirrel und Cooney. Squirrel, das quirlige Eichhörnchen mit dem Sprachfehler und dem Tanzfimmel. Cooney, der Waschbär mit dem Waschzwang, der ja ein lieber Kerl war, aber er hatte eindeutig eine Macke. Man hatte sich arrangiert, es war lustig und amüsant mit den beiden - bis Squirrel sich im Sommer verliebte. Und wie verliebte! Das Mädel war natürlich außergewöhnlich, und es war ganz anders als Squirrel. Squirrel war ein Künstler, ein Spinner, und vor allem war er absolut unfähig, für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Er hatte keine gut gepolsterte Baumhöhle, und er hatte auch keine Vorräte für den Winter gesammelt. Alles in allem war er keine gute Partie für ein Eichhörnchenmädchen. Aber das schien Feh nicht zu kümmern. Feh war ein schönes Mädchen, von wunderbar roter Farbe und mit einem fantastischen Schwanz ausgestattet. Sie war ein ernsthaftes kleines Ding und bar jeder Koketterie, und sie mochte Squirrel, diesen Künstler unter den Eichhörnchen, sie sah etwas in ihm, was wohl noch keine vor ihr gesehen hatte. Wie auch immer, die beiden richteten sich auf dem Baum vor Pepes Haus ein gemütliches Heim ein, und tatsächlich gab es Nachwuchs, es waren vier kleine Eichhörnchen, drei davon waren schnell erwachsen, hauten ab und suchten sich ein eigenes Revier, wie es unter Eichhörnchen so üblich ist. Aber das vierte Junge war ein bisschen sehr klein geraten. Keiner hätte ihm Überlebenschancen zugetraut, aber Feh und Squirrel kümmerten sich Tag und Nacht um den Winzling, und allmählich sah er nicht mehr aus wie ein nacktes Ding mit hervorquellenden Augen, sondern fast wie ein richtiges Eichhörnchen, allerdings ein sehr winziges Eichhörnchen.
Aber dann verschwand Feh von einem Tag auf dem anderen.
Alle waren zuerst verwundert, man rechnete damit, dass das Mädel sich verlaufen oder vielmehr versprungen hatte, aber Feh war doch so ein gewissenhaftes Ding, das keinerlei Risiken einging, und als sie nach einer Woche immer noch nicht zurück war, da schlug die Verwunderung in Entsetzen um. Man versuchte, den allein gelassenen Squirrel zu trösten – aber Squirrel war total fertig, er hatte Feh so geliebt, er hatte sein Leben für sie geändert, und es war ihm noch nicht einmal schwer gefallen, das zu tun. Aber was war passiert? Niemand in der Gegend wusste von ihr, niemand hatte sie seit jenem Tag mehr gesehen. Sie war spurlos verschollen, ohne jede Spur.
Without a trace, träumte Pepe, das hatten sie sich gemeinsam immer angeschaut, Pepe, Cooney, Squirrel, Feh und in der Mitte weich und warm gelagert der kleine Scheißer, der Winzling...
Ende Teil 1
Iggy - 15. Dez, 23:38
es macht mir
Ein schönes Wochenende wünsche ich Dir liebe Iggy.
ich wünsch dir auch ein schönes wochenende,