LoVe-StOrY Teil 11

Irma saß eine Etage höher auf dem Sofa im Wohnzimmer und starrte vor sich hin. Es war kalt, die Heizkörper waren gerade einmal lauwarm, wahrscheinlich durch die Nachtabsenkung, und sie fühlte sich schrecklich.

Es war alles so schnell gekommen, sie hatte sich nie ein Kind gewünscht, nein, sie wollte immer unabhängig sein. Und dann ausgerechnet von Hardy. Als ob es nicht schon schlimm genug war, ihn zu lieben, das Kind würde sie noch abhängiger von ihm machen. Und das war nicht gut.

Ich hab Angst, das war alles, was sie dachte. Angst, Angst, Angst, immer nur Angst. Sie wollte keine Angst mehr haben. Was aber wollte sie? Sie wusste es nicht.

Vor ein paar Monaten hatte sie in einem anderem Bett hier die Nacht verbracht, ganz allein, und sie hatte sich nach Hardy gesehnt, hatte sich nach seinem harten Körper gesehnt und sich vorgestellt, wie es wäre, wenn sie sich an ihn schmiegen könnte. Und sie hatte festgestellt, dass sie dann glücklich wäre und endlich das gefunden hätte, wonach sie sich immer gesehnt hatte. Ausgerechnet nach Hardy! Das war absurd, aber es war richtig.

Aber wovor hatte sie Angst? Sie saß auf dem Sofa im Wohnzimmer ihrer Eltern ganz im Dunklen, hatte die Knie fest an sich gezogen und mit ihren Armen umschlungen, und sie wiegte sich selber in eine Trance hinein, um besser nachdenken zu können.

Ihre Mutter war wohl der Schlüsselpunkt. Wie hatte es angefangen? Wann hatten sie begonnen, sich zu hassen. Irma wusste nur, dass sie irgendwann ihr Herz verhärtet hatte, um nicht von ihrer Mutter verletzt werden zu können. Um von niemanden verletzt werden zu können. Und sie hatte nie wirkliche Gefühle für ihre Männer gehabt, sie hatte immer nur die genommen, die schwer in sie verliebt waren. Und dann hatte sie durch ihre Lieblosigkeit und durch ihr Verhalten diese Liebe zerstört. Es war immer das gleiche gewesen.

Bruchstücke von früheren Erlebnissen zogen durch ihre Gedanken:

Ein zerrissenes Kleid und die damit verbundene Angst, von der Mutter erwischt zu werden, dann der Triumph darüber, ihre Mutter hinters Licht geführt zu haben, ein Schlag ins Gesicht für etwas, wovon sie nicht wusste, dass sie es getan hatte, mitleidige Blicke ihrer Tante, Getuschel unter anderen Tanten.

Du verstocktes Luder!

Du bringst mich nicht zum Weinen!

Verhärtet, versteinert, nur auf Sicherheit bedacht, nur kein Risiko. Wie kann mich jemand lieben? Meine eigene Mutter hasst mich. Wie kann ich mich selber lieben? Meine eigene Mutter hasst mich.

Sie liebte diesen verdammten Kerl, und dass machte ihr Angst, denn Liebe macht verletzlich, und das wiederum verschafft einem Angst. Sie hatte Angst vor ihren Gefühlen, denn Gefühle machen verletzlich, und das wiederum verschafft einem Angst. Angst, immer wieder Angst. Und mit einem Kind würde sie ihre letzte Unabhängigkeit aufgeben, nämlich ihren Job, denn es kam nicht in Frage, dass sie das Kind von jemand anderem aufziehen lassen würde. Aber dann wäre sie nicht nur gefühlsmäßig von Hardy abhängig, sondern auch noch finanziell.

Ende Teil 11
tschapperl - 31. Jan, 18:19

Ergreifend, diese Ambivalenz! Die gibt noch Stoff für 5 Folgen.

iggy (Gast) - 31. Jan, 20:22

nein, soviele schaff ich nicht mehr...

antworten
Peanut77 - 31. Jan, 20:25

Klar, wenn du dich anstrengst... *lach

Nein, du machst das schon. Ich bin gespannt auf den nächsten Teil.
antworten
Iggy - 31. Jan, 20:35

uaaah, setzt mich ja nicht unter druck!

es steht schon alles fest, - und da passiert nicht mehr viel... ;-))
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