Gestörte Menschen

Ich bin noch ganz erschüttert von dem Bericht über diesen angeblichen Gnadenhof, wo die armen Tiere schreckliches erlebt haben, falls sie überlebt haben... bei Paraflyer.

Und da musste ich wieder an etwas denken, das ich selber erlebt habe. Es ist allerdings schon über zwanzig Jahre her, und ich habe es wohl verdrängt. Ist natürlich nicht so schlimm wie das mit dem "Gnadenhof", aber schlimm ist es schon. Und das war vor über zwanzig Jahren! Wieviele gestörte Menschen gibt es dann heutzutage? Denn die Dummheit und die Nachlässigkeit vermehren sich fatal.

Meine Schwester lebte damals in einem Bürohaus mit zwei Wohnungen. diese beiden Wohnungen waren durch einen gemeinsamen Flur zu erreichen, der abgeschlossen werden konnte. Und deswegen musste man die Wohnungen selber nicht unbedingt abschließen.

Ihre Nachbarin war ein mitteljunge Frau, die sich irgendwann zwei Kätzchen zulegte, ein Geschwisterpärchen, Junge und Mädchen. Am Anfang fand sie es wohl nett mit den Kätzchen, sie vertrieben ihr die Einsamkeit - bis sie dann einen Macker kennenlernte und nicht mehr so oft da war...

Meine Schwester beschwerte sich irgendwann bei mir über den Gestank, der aus der anderen Wohnung kam, und ich ging hin, um zu gucken.

Es war schrecklich: Die beiden Kätzchen waren erwachsen geworden, obwohl sie erst ein paar Monate alt waren, sie hatten Nachwuchs bekommen, vier überaus niedliche Kätzchen, sie hatten nichts zu fressen, das Katzenklo war zugeschissen - und der Rest der Wohnung auch. Sie hatten Hunger bis unter die Halskrausen, und ich lief los, um Katzenfutter zu holen. Die Nachbarin hatte sich seit einer Woche nicht mehr blicken lassen, berichtete meine Schwester.

Ich bin dann fast jeden Tag hingefahren, um die Burschen zu füttern, machte das Katzenklo sauber - es waren so liebe Katzen. Die "Besitzerin" ließ sich weiterhin nicht blicken, erzählte meine Schwester. Und falls sie wirklich mal da war, dann ohne erkennbare Zeichen. Ich war die einzige, die die Katzen fütterte.

Nach vierzehn Tagen hatte ich die Nase voll, und ich entschloss mich, sie ins Tierheim zu bringen. Ich selber hatte schon zwei Katzen in meiner kleinen Mietwohnung, mehr ging nicht wegen des Vermieters, und meine Freunde und Bekannten waren auch eingedeckt mit Katzen.

Ich weiß, es war Scheiße, sie ins Tierheim zu bringen, es war so eine süße Familie, und im Tierheim hat man sie wohl getrennt vermittelt, aber das war vielleicht immer noch besser als in dieser Wohnung zu leben ohne einen Menschen, ohne Futter und ohne sauberes Katzenklo.

Ich hoffe, ich habe das richtige getan. Als ich eine Woche später im Tierheim vorbeischaute, da waren sie schon weg. Ich hoffe, dass alle zu guten Menschen gekommen sind.

Denke ich und hoffe ich, aber die Zweifel nagen und nagen.
TheDarkListener - 2. Jun, 19:26

Doch, das war schon gut, dass du sie ins Tierheim gebracht hast. Ewig weiterfüttern ginge ja nicht und selbst wenn die "Besitzterin" wiederkäme, könntest du - denke ich mal - nicht ruhig schlafen oder? Wer weiß, dann passiert so etwas noch mal. Bin mir sicher die Katzen sind gut untergekommen. :)

Iggy - 2. Jun, 19:46

hoffe ich auch,

und trotzdem bleibt ein blödes gefühl zurück.
hätte ich mehr tun können? ich weiß es nicht.
antworten
Bolle Lehmann - 2. Jun, 20:29

Wenn das Tierheim so schnell vermitteln konnte haben die Kätzchen Glück gehabt.
antworten
Iggy - 2. Jun, 20:37

ja, das stimmt, und es ist (war)

wohl eher die ausnahme. aber der kater war schwarz, schwarz ist wohl sehr beliebt bei manchen leuten, und seine schwester war schwarzweiß und sehr hübsch, und die kleinen erstmal...
antworten
TheDarkListener - 3. Jun, 13:14

@Iggy davor: Ich denke das was du gemacht hast war schon mehr als man von dir erwartet hätte. Denn eigentlich war es ja garnicht deine Pflicht sich um die Kätzchen zu kümmern. Klar, jeder hätte das denke ich mal gemacht. Aber ich denke du hast ihnen noch mal aus der gefährlichen Kurve geholfen.
antworten
tschapperl - 2. Jun, 21:12

Befrei dich von diesen Ängsten und Erinnerungen, schleunigst!
Leg BAP auf, verdammt lang her!!
Solange du kein Omama im Altersheim versenkt hast - vergiss es ...

Iggy - 2. Jun, 21:29

ich hab bestimmt noch ein paar leichen im keller -

wenn auch nicht im altersheim, aber manchmal muss man einfach dran denken, obwohl: is wirklich verdamp lang her...
antworten
NBerlin - 2. Jun, 21:22

Ich denke es war das Richtige was du getan hast! Erst bei längeren Aufenthalt dort, hätten sie Schaden genommen und wären dann sicher auch nicht so schnell vermittelt worden! Katzen sind übrigens nicht sehr monogam und ich habe selten eine Kater gesehen der sich wirklich um seine Nachkommen gekümmert hätte...

Iggy - 2. Jun, 21:37

ja, das stimmt im allgemeinen,

aber diese beiden liebten sich wirklich, und sie waren so verwirrt wegen der plötzlichen nachkommenschaft wie ein junges unerfahrenes menschliches pärchen.

und es gibt keine regel ohne ausnahme, ich hab selber erlebt, dass auch kater kätzchen liebten, ohne vater derselben zu sein. look= http://ingridgrote.de/html/kater___.html
antworten
lowly - 2. Jun, 21:27

Ist ja...

...der Hammer! Arme Kätzchen! :o(

Ich finde es okey wie Du damals gehandelt hast. Sie haben sicherlich einen schönes Zuhause gehabt. Hatte auch mal eine Katze aus dem Tierheim, die Plätze werden unangemeldet kontrolliert, und ich denke das ist gut so. Könnte sich ja jeder Trottel ein Tier holen:

lG und ein schönes Wochenende,
lowly

Iggy - 2. Jun, 21:39

man hat sich im tierheim

die adresse der frau notiert, und man sagte mir, dass die nie wieder ein tier aus dem tierheim bekommen würde. ich hoffe, dass sie mich nicht angelogen haben.
mach's gut lowly...
antworten
Tasmanian - 2. Jun, 21:40

Na wenn du sie dort gelassen hättest, wären sie doch sicher in kürzester Zeit gestorben. Ich finde das super wie du reagiert hast!!!

Iggy - 2. Jun, 21:58

ich weiß immer noch nicht, ob es das richtige war,

vielleicht hätte ich mehr tun können oder müssen.
ich weiß es nicht!
antworten
paulchen - 2. Jun, 21:54

Natürlich hast Du das Richtige getan.

Schönes Pfingstwochenende, Iggy Permafrust
Dein Paulchenschatz

Iggy - 2. Jun, 22:04

das ist schwer zu sagen,

paulchenschatz, aber ich hoffe dass...
und wünsche dir auch was.
antworten
medienjunkie2.0 - 2. Jun, 22:07

ich kann mich nur sämtlichen vorredner anschließen und wenn ich das sagem heißt es was, ich bin großer tierfreund. mach dir keine gedanken.

Iggy - 2. Jun, 22:33

sollte ich beruhigt sein?

gut, ich lass mich fürs erste überzeugen.
ich hoffe jedenfalls, dass sie alle ihr glück gefunden haben, aber wer weiß das schon.
ist ja auch so lange her.
antworten
paraflyer - 3. Jun, 01:04

...was mir jedoch bei diesen traurigen Tiergeschichten auffällt: Setzt man heute noch Tiere aus? Der obligatorische Hund an der Autobahnraststätte?

In meiner Jugens kann ich mich noch dran erinnern, daß da immer wieder Berichte und Reportagen zu kamen. Gibt es sowas heute nicht mehr oder übersehe ich das immer wieder?

Kommt mir zumindest so vor, als wäre diese Gattung "Mensch" ausgestorben oder zumindest dezimiert.

Iggy - 3. Jun, 08:59

hab auch lange nichts mehr drüber gelesen,

aber vielleicht kommt es so oft vor, dass es keine schlagzeile mehr bringt.

andererseits glaub ich, heutzutage wird es so gemacht: die besitzer ziehen einfach aus ihrer wohnung aus und lassen die tiere zurück. welch elegante lösung!
sie haben noch nicht einmal den ärger einer autofahrt zur nächsten autobahnraststätte. und dort könnten die tiere noch gefunden werden. um gottes willen!

ich könnte wirklich ausrasten bei dem gedanken an all diesen mist!
antworten
Sylvia-Maria - 3. Jun, 11:07

Hallo Iggy

jetzt will ich Dir auch noch antworten. Es war natürlich richtig so... die beste Möglichkeit, um den Tieren ein Zuhause zu vermitteln. Und im Tierheim - die Menschen dort kümmern sich darum - und kontrollieren es auch... wohin sie die Tiere vermitteln.

Meine Tochter hat auch zwei Katzen. Zusätzlich füttert sie noch ein paar "Streuner" im Wohnviertel, hat aber inzwischen ein Verbot bekommen, dies auf dem Grundstück zu tun. Es war ein Kater dabei.. dem es wirklich nicht gut ging. Sie rief mich sehr verzweifelt an: "Mama, was soll ich bloß tun? ... kannst Du nich' mal kommen und ihn Dir ansehen?". Ich fuhr abends hin und wir warteten vor dem Haus. Mit ein paar Lockrufen hatte sie ihn ganz schnell vor der Haustür. Mir kamen die Tränen - mein Gott, hat mir dieses Tier leid getan. Der hatte einfach genug - und keine Kraft mehr.. ein so schlimmer Gesichtsausdruck... oh - tat mir das leid. Und was machte er? Ich kannte ihn ja nicht.... er kam zu mir, setzte sich mit seinem Popo auf meine Füße. Und da blieb er sitzen. Es war ein ganz eigenartiges Gefühl. Wir haben ihn dann gefüttert, sind eine Zeit bei ihm geblieben. Ich habe am Abend hier bei der örtlichen Katzenhilfe angerufen - sie haben ihn am nächsten Abend abgeholt, wir waren dabei... eine Tierärztin hat ihn sich angesehen, untersucht und am nächsten Tag hat sie ihn eingeschläfert. Er ist friedlich eingeschlafen.. diese Tierärztin gibt erst eine Narkose, bevor sie die Spritze gibt. Er hatte Katzenaids und war völlig krank. Wir haben ihn mitgenommen, in eine Decke gehüllt, ihn 24 Stunden ruhen lassen und bei einer ganz lieben Nachbarin im Garten beerdigt. Da haben wir - besonders meine Tochter - uns auch gefragt, ob wir das Richtige getan haben. Ich bin heute davon überzeugt, dass es richtig war.

Viele Menschen kümmern sich nicht um diese Tiere, und schon garnicht um die Katzen der Nachbarin von der eigenen Schwester. Deshalb ..... bin ich persönlich der Meinung, das Du richtig gehandelt hast. Du hast den Tieren bessere und andere Umstände für ihr Leben ermöglicht.

Liebe Grüße
Sylvia-Maria

TheDarkListener - 3. Jun, 13:22

Doch ich denke schon, das war das Richtige. Was hätte man mehr tun können? Wenn eine Katze Aids hat ist es sowieso nur eine Frage der Zeit, bis sie stirbt. Aber zum Glück habt ihr ihm einen schnellen Tod beschert - auch wenn es makaber klingt. Aber das war wohl besser, als dass er sich vor sich hin quälen müsste.
antworten
Iggy - 3. Jun, 14:07

hallo sylvia-maria,

in diesem fall würde ich auch sagen, dass es keine andere lösung gab. man hat aber immer das gefühl, jemanden getötet zu haben, das hatte ich bei meinem kater pepe auch, als ich ihn vor ein paar wochen einschläfern ließ. aber pepe hatte ein tolles leben, während dieser arme kerl bestimmt ein schietiges grausames Schicksal hatte - und das tut mir am meisten weh. vielleicht wurde er sogar ausgesetzt, weil er krank war. Darf man gar nicht dran denken.

mist, jetzt kommen mir doch glatt die tränen.
aber wie gesagt, für den kater war es die beste lösung und bestimmt auch eine erlösung.

liebe grüße iggy
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