Geschichten

Donnerstag, 26. Juli 2007

Der freie Wille

Er wachte auf wie an jedem Werktag, geweckt von einem miesen Schlager, der aus dem billigen Radiowecker hervordröhnte. Er stand sofort auf, pflichtbewusst wie er halt war. Er warf einen kurzen Blick auf das andere Bett. Sie lag da und schnarchte. Die Bettdecke hatte sie beiseite gestreift, und ihre dicken Beine lagen entblößt da. Er erschauerte vor leichtem Ekel und schaute schnell von ihr weg.

Im Büro war es genauso erbärmlich wie immer. Falsch, es war noch ein bisschen erbärmlicher, und er hatte den Eindruck zu träumen. Da war nämlich eine Person, die er abgrundtief hasste und die eigentlich gar nicht mehr da sollte. Sie hatte vor ein paar Jahren die Firma verlassen - und damit aufgehört, ihm die Hölle heiß zumachen.

Wieder erschauerte er. Er musste träumen. Na klar, anders war es nicht zu erklären, es konnte nicht sein, es war doch vorbei... Und dennoch fühlte er ihren Blick auf sich gerichtet, diesen gemeinen verkniffenen Blick, der neue Angriffe versprach, neue Gemeinheiten, gegen die er sich nicht zu wehren wusste.

Aber er träumte! Er konnte nur träumen, das war doch alles Vergangenheit, es war überstanden, ausgesessen und später mit anderen Leuten ausdiskutiert worden. Er hatte es überwunden, er war stärker geworden, sie konnte ihm nichts mehr anhaben, sie war Vergangenheit... Fertig aus!

Er brachte den Arbeitstag zähneknirschend hinter sich, spürte immer den Blick dieser Kuh im Nacken – und wunderte sich, als er kurz vor Feierabend zum Chef gerufen wurde.

Der Chef sah genauso widerwärtig und hassenswert aus wie immer, das war ausnahmsweise ein beruhigendes Merkmal an diesem Tag.

„Wie geht es Ihnen?“ fragte der Chef ihn jovial.

„Hmmm, geht so....“ , antwortete er vage.

„Das verstehe ich nicht“, sagte der Chef mit einem milden Grinsen. „Es ist doch alles so wie immer...“

„Das ist ja gerade das Problem!“ Er hielt sich die Hand vor den Mund. Wie hatte er das nur sagen können?

„Was wollen Sie eigentlich“, sagte der Chef, und seine Mundwinkel verzogen sich spöttisch nach oben. „Wir versuchen doch nur, ihre Wünsche zu erfüllen. Wir versuchen, Ihr Leben nachzustellen. Das machen wir immer so, wenn jemand tot ist...“

„Ich verstehe nicht“, stammelte er.

„Nun denn, wir sind davon ausgegangen, dass Sie Ihr Leben geliebt haben. Sie müssen Ihre Frau geliebt haben, weil Sie es so lange mit ihr ausgehalten haben – und Sie müssen ihre Kollegen geliebt haben, sonst hätten Sie deren üble Scherze....“

„Wie, tot?“ Er fühlte ein klammes Gefühl in seinen Eingeweiden – und dann erinnerte er sich: Ein Auto war auf ihn zugerast, als er schon halb auf der Straße stand. Es gab einen lauten Knall, und dann war da nichts mehr. Und dann war er in seinem Bett aufgewacht und zur Arbeit gegangen...

„Wir sind davon ausgegangen, dass Sie sich dieses Leben ausgesucht haben.“ sagt der spöttische Mund des „Chefs“ gerade.

„Aber ich habe....“ Er verstummt, als ihm einiges bewusst wird. Und was hat er schon groß zu verlieren? Man lebt ja schließlich nicht nur einmal....

Mittwoch, 4. Juli 2007

"Wieso kommt sie nicht mit Susie klar?"

Diese Frage beschäftigte ihn schon seit Tagen. Es war wohl ein Fehler gewesen,mit ihr zusammenzuziehen, aber am Anfang hatten sie sich wahnsinnig geliebt. Und ihre gemeinsamen Nächte - nun ja, die waren fantastisch gewesen. Er grinste schief vor sich hin. Aber jetzt... diese verdammten Eifersüchteleien machten ihn krank. Herr des Himmels, was hatte sie gegen die unschuldige kleine Susie. Die Kleine war schon so lange seine Freundin, und alles war ganz harmlos. Aber nein, SIE machte daraus eine Staatsaffaire!

"Ich schmeiß' sie raus!" Dieser Gedanke beschäftigte sie schon seit Tagen. Aber so einfach war das wohl nicht. Er mochte dieses verlogene kleine Miststück. Das Schlimme war, dass sie ihn immer wieder in ihrem Bann zog mit ihrem schmeichelhaften Getue. Susie hier, Susie da. Und wie liebevoll er sie immer ansah. So sah er SIE nicht an. Sie hätte nicht hier einziehen sollen, das war ein riesiger Fehler gewesen. Denn irgendwann würde dieses Miststück wahrscheinlich in ihr gemeinsames Schlafzimmer vordringen. Und das wäre dann das Ende...

"Wie verkniffen sie aussieht und das ganze Brimborium im Badezimmer morgens..." Er hatte es allmählich satt, dieses Theater. Mit dieser Frau zusammen zu leben war wohl doch nicht das gelbe vom Ei. Wie schön und gepflegt dagegen Susie immer aussah. Sie war eine Mischung aus bezaubernder Trägheit und aufregender Bewegung. Sie hatte so viel Anmut und Leichtigkeit in den schlanken Gliedern und war immer so ausgeglichen. Er seufzte auf.

Er hätte es gleich wissen müssen: Keine Frau kann sich mit einer Katze messen...

Dienstag, 26. Juni 2007

Das absolute Loch

Diese Geschichte ist eigentlich geklaut, das erkläre ich DORT, aber man muss das nicht unbedingt lesen dort.

Wattzek taumelte nach einer seiner grandiosen Sauftouren heim. Er trug eine fast leere Buddel Bier in der rechten Hand und sang vor sich hin: We are the Champions, we are the Champions.... Er erreichte schwankend die Holzbrücke, die über das kleine murmelnde Bächlein führte, nahm einen letzten Schluck aus der Buddel - und warf einer alten Gewohnheit folgend die leere Buddel in hohem Bogen in das leise murmelnde Gewässer.

Aber anstatt im Bächlein zu verschwinden, gab es einen kurzen Blitz, die Buddel verschwand einen Meter über der Wasseroberfläche und ward nicht mehr gesehen.
Wattzek wunderte sich nicht groß darüber, denn genau an der gleichen Stelle hatte er vor einem Jahr eine wunderbare psychodelische Begegnung gehabt, in Form einer geilen Frau, die aussah wie Julia Roberts, aber leider war es im Sande verlaufen - samt einer Weltformel, an die er sich gar nicht mehr erinnern konnte.
Am nächsten Morgen allerdings machte er einen Test. Er schnappte sich die große Bratpfanne (die seine Frau ihm des öfteren über die Rübe zog, wenn er von seinen Sauftouren nach Hause kam), marschierte zum Brücklein und warf sie ins Bächlein hinein. Und tatsächlich: Auch sie verschwand, bevor sie das Wasser berührte.

Es war eine Sensation! Wattzek hatte auf seinem verkommenen Grundstück ein absolutes Loch entdeckt. Dieses Loch schluckte alles, was man zu schlucken wünschte. Wattzek hatte schließlich doch die Weltformel entdeckt, denn das Loch war eine Offenbarung. Es schluckte geheime Akten, es schluckte Gifte, es schluckte verfängliche Liebesbriefe, es schluckte Atommüll, es schluckte wirklich alle Sünden der Menschheit.
Die Wirtschaft der großen auch der kleineren Industrieländer reagierte in Blitzesschnelle und brachte neben großen Kernkraftwerken auch Minianlagen auf den Markt, so dass jeder Autofahrer mit Atomkraft fahren und die strahlenden Minibrennstäbe an jeder Atomtanke entsorgen konnte.
Die Welt wurde daraufhin zum einem Ort, der in gewisser Weise nicht viel schöner war als vorher, der aber nicht mehr von Wetterschwankungen- und Katastrophen geplagt wurde und außerdem viel sauberer war.

Wattzek indess ließ sich
1.) von seinem ätzenden Eheweib scheiden (das Eheweib bekam eine grandiose Abfindung, welches es den Schmerz vergessen ließ, so einen Prachtburschen wie Wattzek verloren zu haben) und
2.) in Las Vegas nieder. Dort umgab er sich mit einer Art Harem, in dem allerdings nur eine Art von Frauen vorkam, nämlich solche, die Julia Roberts ähnlich sahen, allerdings hatten diese alle größere Titten.

Trotzdem fühlte Wattzek sich nicht so richtig glücklich, und deswegen machte er nach einem Jahr eine Nostalgiereise zu seinem Ursprung, beziehungsweise zum Ursprung seines Glückes...

Als erstes suchte er die Dorfkneipe heim, soff sich dort die Hacke voll und machte sich dann taumelnd auf dem Weg nach Hause. Oder zumindest dorthin, wo jetzt eine Art Schrein stand, in dem er als Wohltäter der Menschheit verehrt wurde.

Wieder gelangte er an das Brücklein, das über das murmelnde Bächlein führte. Das Bächlein war natürlich sehr viel sauberer als früher, und man konnte das absolute Loch sehen, das man mittlerweile absolut verbreitert hatte, um noch mehr Müll darin abzuladen. Und wieder wollte Wattzek die leere Buddel in das leise murmelnde Gewässer hineinwerfen, beziehungsweise in das Loch...

Aber bevor er dazu kam, schoss etwas aus dem Loch heraus. Es war sehr hart und traf ihn an der Hand, die immer noch die Flasche hielt. Flasche auf Flasche, das ergab ein lautes Klirren und sehr viele Splitter.

"AUA!!!! Häääh?" Wattzek war zwar leicht benommen, aber er konnte gerade noch der großen Bratpfanne ausweichen, die aus dem Loch herausgeschossen kam - und zwar genau auf ihn zu...

ENDE

Und auf Englisch...

Freitag, 15. Juni 2007

Liebe, ein Märchen?

Es war einmal eine junge Frau, die irgendwie immer an die falschen Männer geriet. Sie heiratete und musste feststellen, dass der Ehemann die Hand auf ihr sauer verdientes Geld legte, es für sich beanspruchte und es für allerlei Firlefanz ausgab. Sie trennte sich schweren Herzens von ihm.
Nach kurzer Zeit fand sie aber eine neue Liebe. Wieder heiratete man, und ihr Glück war am Anfang vollkommen. Aber sie muste feststellen, dass dieser Mann ihr nicht treu war, er betrog sie mit allen möglichen Flittchen und Nichtflittchen, und obwohl sie immer hoffte, dass er sich ändern würde, passierte das nie. Also trennte man sich, und sie war mit 24 Jahren eine zweimal geschiedene Frau, was in ihrer Firma betuschelt wurde. Vor allem bei den Frauen galt sie als Schlampe, möglicherweise war man auch eifersüchtig auf sie, denn sie war sehr hübsch mit ihren schräggestellten katzenhaften Augen, ihrem üppigen Mund und ihrer guten Figur.

Sie lernte, sich aus diesen Angriffen nichts zu machen, und sie hatte sich damit abgefunden, vorerst den Männern abzuschwören, obwohl sie sich über alle Maßen ein eigenes Kind wünschte. Unsicherheit und Mißtrauen hatten von ihr Besitz ergriffen.

Eines Tages fing ein neuer Azubi in der Firma an. Er war stattlich und großgewachsen, und die Weiber in der Firma himmelten ihn alle an, vor allem ein weiblicher Azubi machte regelrecht Jagd auf ihn.
Er aber hatte sich beim ersten Blick in die junge zweimal Geschiedene verliebt, die zwar fünf Jahre älter war als er, aber das bedeutete ihm nichts. Er machte ihr auf altmodische Art den Hof. Zuerst lächelte sie darüber und nahm seine Werbung nicht ganz für voll, obwohl sie ihn verdammt anziehend und auch unheimlich lieb fand.

Eines Tages jedoch schenkte er ihr eine kleine hölzerne Wiege, die ein Symbol für sie sein sollte. Sie verstand, und sie war besiegt. Sie verlobten sich und heirateten, kurz nachdem der Azubi seine Ausbildung beendet hatte.

Niemand kann sich vorstellen, wieviel gemeines Zeug geredet wurde, wieviele Befürchtungen laut wurden, wieviele Verwünschungen erklangen und wieviel Pech man insgeheim dem Brautpaar wünschte.

Auch die Familie des nunmehr Ex-Azubis – es war eine sehr wohlhabende Familie, allerdings ohne viel familiäre Bande - begrüßte diese Ehe absolut nicht. In der Familie der jungen Frau allerdings fühlte er sich wie zu Hause und fand dort die Wärme, die er bei seinen eigenen Eltern immer vermisst hatte. Man suchte sich neue Jobs außerhalb der Firma, und nach kurzer Zeit kam ein kleines Mädchen auf die Welt, dann ein zweites.

Die symbolische Wiege war Wirklichkeit geworden, und sie waren glücklich, die beiden, als Paar und als Familie.

Sie waren immer noch glücklich, als man bei ihr Brustkrebs feststellte – mit allen schlimmen Konsequenzen, aber sie überlebte es. Sie überlebten es beide, und es konnte ihre Beziehung nicht zerstören, sondern nur noch mehr festigen. Mittlerweile leben sie fünfzehn Jahre zusammen, und es dauert immer noch an – vielleicht bis sie gestorben sind...

Ich habe euch angelogen. Dieses Märchen ist natürlich frei erfunden.
In Wirklichkeit ist es eine Love-Story, die tatsächlich passiert ist und die immer noch passiert, sie hat über den Alltag und die Krankheit gesiegt . Sorry, aber ich bin heute ein wenig sentimental drauf, und diese Geschichte hat wirklich nichts zu bedeuten.

Dienstag, 12. Juni 2007

WIE WATTZEK DIE WELTFORMEL FAND...

Das ist eine blöde Geschichte, und eigentlich will ich sie hier nur bringen, weil ich eine klitzekleine Fortsetzung dazu geschrieben habe. Und diese Fortsetzungsgeschichte ist eigentlich geklaut von Shinichi Hoshi, dem japanischen Meister der Shortshortstory. Seine hervorragenden Stories waren nämlich nur drei bis vier Seiten lang. Ich hingegen war immer sehr geschwätzig in meinen Stories, blahblahblah... Diesmal allerdings habe ich den Meister übertroffen, zumindest in der Kürze. Aber erst einmal muss man sich durch den andern Mist lesen. Es sind diesmal nur lumpige zehn Teile. Also:

WIE WATTZEK DIE WELTFORMEL FAND...

Wattzek wankte über die hölzerne Brücke. Es war schon finster, und er ging vielmehr stolperte nur noch nach Gefühl. Viele Steine stellten sich ihm in den Weg, aber er meisterte grandios alle Tücken des Geländes. Fakt war, er konnte nicht stürzen, denn dafür war er einfach zu besoffen.

Es war ein grandioser Abend gewesen. Wattzek musste in sich hineinkichern, während er trotz seiner Trunkenheit mit fast sicherem Fuß ab und zu über unbekannte Gegenstände stolperte, aber immer wieder leichtfüßig auf die Beine kam und ... ja eben weiterstolperte.

Den Gedanken an seine Frau verdrängte Wattzek wacker, denn wahrscheinlich würde ihm sein Eheweib mit einer hoch erhobenen Bratpfanne auflauern und ihm damit saftig eins über den Schädel ziehen. Früher, wehmütig erinnerte er sich, war seine Ehefrau sooo sanft gewesen, so eine friedliche Seele gewesen. Aber im Laufe der Jahre... Was war mit ihr passiert? Wattzek verstand es einfach nicht.

Aber jetzt im Moment fühlte er sich überaus prächtig, dass sogar der Gedanke an seine ewig nörgelnde Ehefrau ihn nicht weiter belästigte. Denn es war so ein grandioser Abend gewesen!

Wieder musste er in sich hineinkichern, Er war nämlich auf einer Bierprobe gewesen, und ein glückseliges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, wenn er an alle die Biersorten dachte, die ihm auf dieser Bierprobe kredenzt worden waren. Die Bierprobe war ein Glückstreffer gewesen, denn normalerweise lud der Baron (er wurde so genannt, obwohl er gar keinen Adelstitel mehr inne hatte) nur ihm persönlich bekannte Honoratioren zu dieser Bierprobe ein, die er traditionell in seiner eigenen Brauerei veranstaltete. Und Wattzek war nur ein normaler Gelegenheitsarbeiter, die meiste Zeit des Jahres war er arbeitslos. Aber ein Gast des Barons war erkrankt, und somit war der Platz freigeworden. Jeder im Dorf war scharf darauf, einmal im Leben an dieser Bierprobe teilnehmen, aber die wenigsten waren auserwählt, und Wattzek hatte wirklich Glück gehabt. Der Baron hatte ihn erblickt, na ja er war dem Baron zufällig über den Weg gelaufen, und der Baron hatte sein wohlgefälliges Auge auf ihm ruhen lassen und ihn schließlich auserwählt.

Nun war Wattzek ein wahrer Trinker vor dem Herrn, er hatte schon mehr Räusche erlebt, als er aufzählen konnte, und der Baron hatte ihn bestimmt deswegen erwählt, weil er wusste, dass so einer wie Wyattzek nie auf den Boden oder sonst wohin kotzen würde. Wattzek war zwar kein großer Redner, was wohl daher kam, dass er nichts groß zu reden hatte, aber er war alkoholerprobt. und sein Magen war astrein in Ordnung.
So gesehen hatte der Baron eine gute Wahl getroffen.

Watzek dachte daran, wie es angefangen hatte. Natürlich war sein Erinnerungsvermögen watteweich, und er hatte nur noch verschwommene Bilder und Wortfetzen im Sinn.
Man hatte den Baron, Wattzek und noch zwei andere Männer zur Brauerei gefahren, in deren Kellergewölbe die Bierprobe stattfinden sollte. Sie saßen dort an einem langen Tisch, und auf diesem langen Tisch war ein kaltes Büffet aufgebaut und zwar nur aus dem einen Grunde, nämlich den Bierprobanten Durst zu verschaffen und den Geschmack für ein anderes neues Bier freizumachen. Also gab es Kaviar, salzige dänische Fischhäppchen, gekochte Eier, hausgemachte Mettwurst, salzigen rohen Schinken und ferner lange Baguettestangen für Leute, die das salzige Zeug nicht pur essen wollten. Es gab viele viele verschiedene Flaschen Bier aus vielen vielen Ländern, und es gab auch viele viele biergefüllte Fässchen aus vielen vielen Ländern.

Es ist perfekt, dachte Wattzek.

„Wie wär’s jetzt mit einem leichten Pils?“ schlug der Baron vor.

„Immer her damit!“ Na klar, Wattzek trank alles. „Was’n das für’n Bier?“ fragte er interessiert.

„Das is natürlich europäisch, ich glaube, das is deutsch. Muss zugeben, dass deutsches Bier mir am besten schmeckt. Seltsam, dass die Bastarde so ein gutes Bier machen.“

„Ummpppf deutsch....“, sagte Wattzek selig, während er einen tiefen Zug aus dem typisch pilsmäßig (ja, der Baron hatte sehr viel Stil) geformten Bierglas nahm. Er überlegte krampfhaft, was er zur Unterhaltung beitragen könnte. „Und die Dichter erst mal“, sagte er schließlich. Wattzek hatte irgendwann mal vage von einem gewissen Goethe gehört, und das war wohl so ein deutscher Dichter. Und er wollte ein bisschen Kultur zumindest vortäuschen.

„Die Dichter? Na, ich weiß nich... Goethe, der alte Knacker? Die Franssosen haben sich kaputtgelacht über den Faust mit seinem Gretchen. Das hörte sich für die so beschissen provinziell an.“ Der Baron sah unwillig aus, und Wattzek beschloss, fürs erste sein Maul zu halten und sich nicht weiter über Kultur zu äußern, zumal er ja auch gar nichts davon verstand.

„Goethe! ...Firlefanz!“ ereiferte sich der Baron weiter. „Außerdem sollen die Franssosen die Schnauze halten.“ Der Baron machte eine Pause, weil er rülpsen musste, bevor er fortfuhr: „Hast du schon mal Stendhal, den Schwätzer gelesen?“ Er machte eine kurze inhaltsschwere Pause, bevor er verächtlich ausspuckte: „Der Schwätzer, ja genau, das ist der richtige Name für den!“

„Äääh nein...“ Wattzek hatte noch nie von diesem gewissen Stendhal gehört, und dieser Typ interessierte ihn auch nicht besonders. Während dieses Gretchen ... Aber ooh Gott! Dieses leichte Pils mit der Aufschrift ‚Blitzburger‘ war einfach göttlich gut!

„Also was war’n jetzt mit dem Gretchen?“

„Mit was?“ Der Baron dachte eine kleine Weile in einer gewissen trunkenen Art nach, bevor er Wattzeks Frage beantwortete: „Ach so. Das Gretchen... Das war ein unschulliges Mägdelein, das hinnerher ein Kind kriegte. Von diesem Faust.“

„Pahh!! Unschuldiges Mägdelein!“ Wattzek hatte so seine Zweifel., ob es diese unschuldigen Mägdeleins überhaupt gab und wenn es sie gab, dann waren sie ihm nicht ganz geheuer.

„Jawoll, unschulliges Mägdelein“, sagte der Baron.

„Mägdeleins sind nichts für mich“, murmelte Wattzek - der selber Vater von mindestens drei außerehelichen Bälgern war - vor sich hin.

„Für mich aunich“, es war deutlich zu merken, dass der Baron ziemlich einen in der Krone hatte. „Meine Geschiedene zum Beispiel, die is kein Mägdelein, die hat Sachen drauf...“ Der Baron verstummte, hob eine leere Bierflasche hoch und guckte irgendwie lüstern in diese Bierflasche hinein, wobei er aussah wie ein vorwitziger Kater, der in das Loch eines Starenkastens guckt, mit nur einem Auge wohlgemerkt. „Die Franssosen....“ der Baron sammelte sich wieder, nun ja, wenn man das Sammeln nennt, wenn man wieder von vorne anfängt, „die haben sich darüber lussig gemacht, über disse Jungfrau von dissem Gretchen.... Und Stennal is einfach nurn Schawätzer!“

„Die sin echt auf Scheibe, die Franzosen.“ Wattzek war natürlich voll auf der geistigen Höhe trotz seiner leichten Trunkenheit. Dieser Trunkenheit, die man vom Trinken von Bier erlangt und die in Wirklichkeit nicht so verblödend ist, wie die Kritiker von Bier dies behaupten. Von Wein wird man schließlich auch besoffen, und dieser Zustand wirkt keineswegs intelligenter als der VON BIER BESOFFENE ZUSTAND.

Die Weinexperten meinen allerdings wirklich, dass der Bierrausch eher etwas dümmliches habe. Wenn dieses stimmen sollte, was ist dann noch schlimmer oder dümmlicher als der Bierrausch? Vielleicht der Schnapsrausch? Vielleicht der Feuerzangenbowlenrausch? Wattzek wollte sich da kein Urteil anmaßen, er kannte sie alle, den Bier-, Schnaps-, Weihrauch äääh... Weinrausch, den Feuerzangenbowlenrausch, bei dem man aufpassen sollte, dass wenn man ein Gefäß aus Glas benutzt, man 1.) Gefahr läuft dass der obere Rand des Gefäßes einfach abgesprengt wird durch die Hitze des brennenden Zuckers, und dass man 2.) nicht aus Versehen in das Restgefäß hineintreten sollte... Na gut, der Feuerzangen-Bowlenrausch war schon ultimativ verschärft, aber Wattzek kannte als geübter Trinker noch weitere Räusche.

„Gagaggott schütze uns unschuldigen Mäggel...“, stammelte der Baron, der wohl auch schon seine Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt hatte (in der Tat hatte der Baron diverse Vaterschaftsklagen am Hals).

„Is korrekt, Baronchen.“ Wattzek wurde ein wenig keck, denn er spürte eine verwandte Seele in dem Baron.

„Uuuäääh Wattzie, jetzt probieren wir’n leichtes Guinness. Absolut ohne Schaum...“ Der Baron ließ das Guinness-Bier einfach so in die einfachen schmucklosen Gläser rinnen, denn er musste nicht aufpassen, ob Schaum dabei erzeugt wurde oder nicht.

Das letzte leichte Pils hatte Wattzeks Geschmacksnerven und seine Gehirnwindungen ziemlich angegriffen, und er nahm sich ein Stückchen Weißbrot und ein Stückchen Schinken, um seine Geschmacksnerven vor der Einnahme des Guinness zu neutralisieren.

„Dieses Bier schmeckt zimmelich volluminöls....“ Der Baron fing richtig an zu stammeln.

„Hääääh?“ sagte Wattzek freundlich.

„Hat eben viel Körper“, meinte der Baron etwas nebulllöls.
„Besser, ich ess noch so ne Weißbrot mit bisschen Kaviar.“ sagte Wattzek.

„Klar sonss kannss du die Blume nicht mehr erkennen.“ sagte der Baron, irgendwie durch einen dicke Watteschicht hindurch sagte er das.

„Hääääh?“ sagte Wattzek, auch irgendwie durch eine dicke Watteschicht hindurch.

„Die Blume beim Bier, weisss du.“

„Un der Köper... Jawolll!“ Wattzeks Stammeln war nun konstant geworden, aber er fühlte sich absolut nicht besoffen, sondern überaus blendend.

Kurz darauf spuckte der Baron das Bier auf den Boden des Kellers und aß ein Stückchen Weißbrot. Er hatte wohl im Kopf, dass er einer Weinprobe beiwohnte, in der die Weintester auch immer den Wein auf den Boden oder sonst wohin spuckten. Wattzek tat es ihm nach. Glotzte auf die ausgespuckte Bierpfütze und musste lachen.

„Ich glaub, mein Schmack is weg“, sagte der Baron. „Lass noch ein bissel essen, dann könne wir von vorne anfang. Jetzt Bockbier!!!“

Das Bockbier war allerdings das letzte Bier für die beiden an diesem Tage. Bockbier hat nämlich die Eigenschaft, wirklich jeden Gedanken abzutöten und nicht nur die Zunge und die Stimmbänder lahm zu legen, sondern auch das großartige Gehirn. Nach dem Bockbier regiert nur noch der Überlebenstrieb, das heißt der Wille zur Fortbewegung, genauer gesagt zur horizontalen Fortbewegung, die man auch Kriechen nennt.

Die Bierprobe ging nun auch schnell zu Ende, wie Wattzek sich nebulllöls erinnerte. Plötzlich stand der Verwalter des Gutes in der Tür und wollte alle nach Hause fahren.

Wattzek hatte aber keine Lust, sich in den Wagen des Verwalters zu zwängen, nein, er hatte das Bedürfnis, ein wenig zu Fuß nach Hause zu krie... äääh zu gehen, zu stolpern oder sonst irgendwie weiß der Kuckuck.

Wattzek war in einem hoch euphorischen Zustand. Sein Köper war eins mit seiner Seele, und er war glücklich und zufrieden wie noch nie zuvor in seinem Leben.

Er wankte über die hölzerne Brücke. Es war schon finster, und er ging vielmehr stolperte nur noch nach Gefühl. Viele Steine stellten sich ihm in den Weg, aber er meisterte grandios alle Tücken des Geländes. Fakt war, er konnte nicht stürzen, dafür war er einfach zu besoffen.

Und dann, ja da sah er auf einmal diese wundervolle Erscheinung.

Diese wundervolle Frau! Diese dunkelhaarige leidenschaftliche Frau. Diese Frau, die seine Idealvorstellung von einer Frau war. So wie Julia Roberts ungefähr. Nur kleiner. Und mit nicht so einem fürchterlich alles verschlingenden amerikanischen Gebiss ausgestattet. Nein, Julia Robert als geiler Engel mit einer ansprechenden Größe beziehungsweise Kleinheit und einem netten Mund.... Und natürlich mit einem größeren Busen. Natürlich! Wenn schon Idealvorstellung, dann aber auch richtig!
Das war fantastisch! War sein Körper vorhin eins mit seiner Seele gewesen? War er vorhin glücklich gewesen? Glücklich und zufrieden wie nie zuvor in seinem Leben?
Nein, nie zuvor war er so glücklich gewesen wie just in diesem Moment.
Dieses großartige Weib seiner Vorstellung! Und wie geil sie ausah!

Sein Engel in Form einer kleineren geileren, mit nicht so einem amerikanisch ausgeprägten Gebiss ausgestattet, näherte sich ihm behände, und Wattzek spürte trotz seiner Trunkenheit, wie sich unten bei ihm etwas regte.

Der Engel flüsterte ihm etwas ins Ohr. Wattzek spürte die elektrisierende Hand seines Engels an seinen Ohren, er konnte es kaum glauben. Geflüsterte Worte waren nicht das, was er von seinem Engel wollte. Er wollte etwas ganz anders. Vielleicht würde er diesem Engel beibringen, was es hieß, sich auf vollkommen irdische Art zu vergnügen. Aber als er die Stimme seines Engels hörte und die Worte, da wurden seine lüsternen Gedanken auf einmal still.

Denn sie sagte es ihm.
Sie sagte ihm ALLES.
Ja genau. ALLES!

Und plötzlich schlagartig hatte Wattzek eine großartige Idee, eine Art Formel war in seinem Kopf, eine Formel, um die ganze Welt zu retten. Es war alles ganz einfach. Es war eine herrlich fantastische Formel. Eine Formel, wie sie vielleicht alle tausend Jahre erfunden wurde Eine Formel, um die Welt damit beglücken zu können. Um den Friedensnobelpreis damit zu gewinnen. Eine Formel von solch einer bestrickenden Leichtigkeit und solch einer mühelosen Überzeugungskraft, dass Wattzek sich wunderte, wieso noch keiner vor ihm auf diese Formel gekommen war.

Denn sie war so einfach, diese Formel.

Aber würde er sie morgen noch wissen? Diese Formel?
Ach was, die Formel war so leicht, er würde sie morgen auch noch wissen. Seltsamerweise konnte er sie nicht in Worte fassen, sie existierte nur in seinem Kopf, und seine Stimmbänder weigerten sich einfach, sie zu sagen. Lag bestimmt am Bockbier.

Der Engel war verschwunden, das war zwar bedauerlich, aber dieser Moment des totalen Durchblicks und der Gewissheit, im Besitz dieser Formel zu sein, ließ Wattzek den Verlust des geilen Engels verschmerzen.

Kurz danach traf ihn die gusseiserne Bratpfanne seiner Ehefrau mitten auf die Stirn.

Am nächsten Morgen wachte Wattzek mit einem mittleren Brummschädel auf. Der Brummschädel stammte nicht vom Saufen sondern von dem Schlag mit der Bratpfanne, den sein Eheweib, das friedlich schnarchend neben ihm lag, ihm verpasst hatte.

Sein erster diffuser Gedanke galt seinem Engel. Aber der Engel war wohl weg.

Sein zweiter diffuser Gedanke galt der kostbaren Weltformel.
Aber zu seinem Entsetzen konnte er sie nicht in Worte fassen, nein schlimmer noch, er hatte keinerlei Idee, worum es bei dieser Weltformel überhaupt gegangen war. Und sie war doch das Wertvollste, was er je im Leben erlebt hatte! Sie war anscheinend weg, aber er wusste doch genau, dass er sie wusste und dass sie unbeschreiblich großartig war.

Jedenfalls konnte sich Wattzek am nächsten Morgen zum Verrecken nicht an die Weltformel erinnern, er hatte nur eine ziemlich Erektion, so in Erinnerung an eine dunkelhaarige sehr hübsche Julia Robert als geiler Engel mit einer ansprechenden Größe beziehungsweise Kleinheit und einem netten Mund.... Und natürlich einem größeren Busen. Klar, wenn schon Idealvorstellungen, dann auch richtig.

Wattzek griff sich seine Frau, während er verzweifelt versuchte, sich die wenigen Worte ins Gedächtnis zu rufen, die sein Engel ihm zugeflüstert hatte. Er erinnerte sich an einen Vokal, an ein langes iii, und krampfhaft überlegte er sich Worte, in denen so ein langes iii vorkam, wie zum Beispiel in Diebe oder Hiebe oder Gier oder Schmieren. Aber das ergab alles überhaupt keinen Sinn.

Er wusste die Formel nicht mehr und hatte einen Augenblick lang das Gefühl eines entsetzlichen Verlustes.
Aber bald darauf tröstete er sich mit dem Körper seiner Frau und mit der Überzeugung, dass die Formel noch in ihm war. Sie konnte nicht einfach weg sein, und irgendwann würde er wieder drauf kommen, und dann würde er die Welt damit beglücken.

Was Wattzek nicht wusste war: Leider hatte das Bockbier (mit einer Stammwürze von 18%) nicht nur das Bewusstsein von Wattzek sondern auch die mit diesem Bewusstsein eng verbundene Weltformel abgetötet, mit der Wattzek die Welt hätte beglücken können. Diese Formel hätte die Rettung für die Menschheit und auch für die meisten Tierarten (mit einer Chance von 85%) bedeutet. Aber was soll’s. Ein bisschen Schwund ist immer...

Die Formel war futsch, aber Wattzek kannte nun einen Rausch mehr, nämlich den total blöde machenden, gewisse Weltformeln abtötenden und mit Amnesie verbundenen Bockbierrausch.

E N D E

Na ja, bis auf die klitzekleine Fortsetzung demnächst in diesem Theater...

Montag, 21. Mai 2007

SCHIFFE in der NACHT

SIE HABEN POST!!!

Diese Frauenstimme von AOL war wirklich penetrant, sie wies Daniela unüberhörbar darauf hin, dass sie Post erhalten hatte. Es kam nicht oft Post, sie war ziemlich neu im Internet-Geschäft, und sie war ein bisschen erstaunt.
Sie sah sich die Mail mit gemischten Gefühlen an. Es war mit Sicherheit SPAM, und es war bestimmt schon ein Risiko, sie überhaupt zu öffnen. Aber die Neugierde siegte über ihre Befürchtungen, zumal da ein richtiger Name stand und nicht nur eine Nummerkombination ohne Sinn und Verstand, und auch das „inlone“ hinter dem Namen machte einen vertrauenserweckenden Eindruck.

Sie öffnete die Mail also und las:

Liebe Daniela Berger,
ich habe heute Ihre Geschichte „Spiele der Liebe“ im Autoren-Forum gelesen, und ich muss sagen, dass ich niemals zuvor eine schönere, intensivere und sinnlichere Beschreibung weiblicher Sexualität und eines weiblichen Höhepunktes gelesen habe wie in Ihrer Geschichte. Das ist ja etwas, was einem als Mann unerreichbar und gerade deshalb so spannend und interessant ist.

Ich habe dann gleich im Internet zwei Kapitel Ihres Buches am PC gelesen, was ich eigentlich gar nicht mag, und daraufhin beschlossen, das ganze Buch auszudrucken und zu lesen.
Für diese schöne Erfahrung vielen Dank.

Michael


Daniela konnte es nicht fassen. Es hatte ihr jemand geschrieben, und dieser jemand wollte auch noch ihren Roman lesen, für den sich bis jetzt nicht viele interessiert hatten, vor allem keine Männer. Das war großartig! Es war also eine sehr gute Idee gewesen, einen leicht bis mittelschwer versauten Teil aus diesem Roman auszukoppeln und ihn in diesem Forum unter „Erotisches“ zu veröffentlichen. Er sollte eigentlich nur den Zweck erfüllen, Leute auf ihre brandneue Homepage zu locken, und das hatte ja wohl geklappt.

Das Leben hellte sich merklich auf, und Daniela fühlte sich wie auf einer Wolke getragen, leicht und glücklich. Und die Tatsache, dass er sie siezte, war irgendwie vertrauenserweckend. Sie hatte natürlich schon viel gelesen über die Anmachversuche der Männer gerade im Internet, aber jemand, der einen so steif siezte, der konnte eigentlich kein Bösewicht sein. Und auch wenn er einer war, was konnte er ihr schon groß antun?

Natürlich schrieb sie ihm nach einer kurzen Eintagespause zurück. Genauso förmlich, wie er ihr geschrieben hatte:

Hallo Michael,
Vielen Dank erst einmal. Ich war zuerst ziemlich verblüfft über Ihre Mail, denn durch solche Sachen fühlen sich eher Frauen angesprochen, habe mich aber dann sehr gefreut.
Ich hatte eigentlich nie damit gerechnet, das jemand „Spiele der Liebe“ liest, beziehungsweise sich das ausdruckt und habe deswegen auch keine druckfähige Version vorgesehen. Ich hoffe trotzdem, dass Sie es irgendwie lesen können und auch lesen werden. Es ist ein ziemlich anstrengender, irgendwie sehr weiblicher Text, von dem die erste Hälfte total wahr ist und die zweite natürlich reines Wunschdenken, bestimmt von dem Verlangen nach Erlösung durch die Liebe zu einem Mann. Witzig und vermessen irgendwie...

Falls Sie es also trotz technischer Widerstände schaffen, ihn zu lesen und möglicherweise sogar bis zum Ende lesen, wäre es dann vermessen, mir eine Mail zu schicken oder mir irgend etwas ins Gästebuch zu schreiben? Denn es gibt so selten Resonanz.
Liebe Grüße Daniela


Daniela war ja sooo bescheiden in ihren Ansprüchen, und wahrscheinlich hätte sie ihre Seele dem Teufel verpfändet, wenn sich nur irgend jemand für diesen ihren Roman interessiert hätte. Daniela hielt es auch für angemessen, diesen potentiellen Leser nicht zu überfordern oder gar zu verschrecken. Sie wollte ihn ganz sorgsam behandeln.

Nicht einen Tag später kam die Antwort:

Liebe Daniela,

ich bin, wie Du liest, zum Du übergegangen, weil ich gerade dafür kritisiert worden bin, weil das "Sie" altmodisch wäre. Wie dem auch sei, es fällt mir ohnehin leichter, so zu schreiben.
Wo eigentlich sonst könnte man(n) unverfälschte Informationen über weibliches Denken und Fühlen bekommen als in Texten, die von Frauen eher für Frauen geschrieben worden sind?
Es zu lesen macht keine Mühe, aber ich lese Texte nicht gern am PC. Auch das Kopieren in ein Word Dokument und das Ausdrucken ist kein Problem. Dass es ein anstrengender Text und ein ebenso anstrengender Job war, ihn zu schreiben, glaube ich Dir aufs Wort. Es waren zwei Dinge, die mich angesprochen haben und die Ursache dafür waren, das Buch zu lesen: Dass es ein authentischer und ein sehr weiblicher Text ist. Mir gefällt Dein Schreibstil, Deine Offenheit und Deine Wortwahl.
Ich habe gestern auf einer Zugfahrt von München nach Berlin die Kapitel 1 und 2 gelesen und habe mich über mich selbst geärgert, nicht weitere Kapitel ausgedruckt zu haben.
Ich schreibe in Dein Gästebuch und schicke Dir auch weitere Mails, abhängig davon, wie ich mit dem Lesen voran komme. Offen gestanden hatte ich am Ende meines letzten Absatz’ einen längeren Text geschrieben, den ich aber wieder gelöscht habe. Ich schreibe den Teil noch einmal neu, ehe ich ihn maile. Soviel für den Augenblick.

Liebe Grüße Michael


Er fuhr also mit dem Zug, das gefiel Daniela, die selber vor vielen Jahren dem Auto abgeschworen hatte. Und was konnte das für ein Text sein, den er wieder gelöscht hatte? Egal, es war großartig, er wurde sich wirklich die Mühe machen, ihren Roman auszudrucken und dann zu lesen. Daniela war schwer beeindruckt, und sie fing an, sich für ihn zu interessieren. Er schien recht gebildet zu sein. Dieses Apostrophhäkchen hinter „Absatz“ sprach sehr dafür. Und vielleicht würde er ja mit ein paar Details über sich herausrücken. Irgendwann einmal.
Aber trotz seiner guten Grammatikkenntnisse blieb sie ein wenig misstrauisch und entschied sich, ihn ganz brutal zu fragen, was er sich davon versprach, wenn er ihren Roman las. Sie schrieb ihm eine sehr kurze Mail:

Hallo Michael,

warum interessierst du dich so für die weibliche Psyche und ihre Physis ? Ich glaube, „Spiele der Liebe“ wird dich darin nicht weiter bringen, denn die Frauen an sich sind ziemlich unterschiedlich.
LG Daniela


Daniela hatte das blöde Gefühl, das Wort Physis gäbe es gar nicht, aber er würde es schon verstehen, wenn er klug genug war. Die Antwort lies auch nicht lange auf sich warten, auch sie war sehr kurz, wenn auch nicht so richtig aussagekräftig:

Liebe Daniela, die Frage kommt mir doch irgendwie bekannt vor: "Und Robert möchte gerne die Frauen verstehen, das ist einer seiner Herzenswünsche. Die Frauen verstehen! Als ob alle Frauen gleich wären... Also, mich muss kein Mann verstehen, denn ich verstehe mich ja selber nicht..."

Das ist aber nicht die einzige Stelle. Muss an einer (intelligenten?) Antwort noch etwas tun. Sie wird mit Astronomie, mit der ISS und vielleicht mit Tausendfüßlern zu tun haben.

Liebe Grüße Michael


Daniela war sehr von dieser Kurzmail angetan: Er zitierte doch tatsächlich eine Stelle aus ihrem Roman, er hatte sich Gedanken darüber gemacht, und sie mochte ihn sehr dafür. Er schien ein feinfühliger Mensch zu sein, und er schien sich auch für Astronomie zu interessieren. Und obwohl ihr der ganze Text ein wenig einstudiert vorkam, entschloss sie sich, auf seine nächste Mail gespannt zu warten.

Tatsächlich traf diese keine drei Stunden später ein:

Liebe Daniela,

Ich interessiere mich auch für Astronomie, obwohl alle Himmelskörper für mich unerreichbar sind und ich niemals alles darüber wissen werde. Aber ich verdanke der Astronomie einige sehr schöne Erlebnisse. Ich habe mir angewöhnt, wenn ich im Dunkeln unterwegs bin, auf den Himmel zu achten. Es war an einem Gründonnerstag vor drei oder vier Jahren, ich war wirklich nicht gut drauf, um es milde zu formulieren, als ich beim Blick in den Himmel einen sehr hellen Stern sah, der ziemlich schnell über das Firmament zog. Ich habe damals noch nicht regelmäßig im Internet nachgeschaut, wann die ISS zu sehen ist, aber ich wusste sofort, dass sie es war. Ich hatte in dem Augenblick das Gefühl, sie fliegt da völlig unbeachtet von allen anderen nur für mich allein, und auf der Stelle hellte sich meine Stimmung auf und blieb über Tage in diesem Hoch.

Mit der Physis der Frauen geht es mir ganz genau so. Ich erlebe immer noch Anblicke wirklich atemberaubender Schönheit und ich finde sie nicht nur beneidenswert, sondern empfinde oft genau Neid auf soviel Attraktivität und Schönheit, die den Frauen geschenkt ist. Wenn du Beispiele lesen möchtest, dann sag es mir und ich schreibe sie Dir im Dutzend.

Die weibliche Psyche ist ein ganz anderes Thema, und ich habe nicht den Ehrgeiz, die endgültig zu verstehen oder gar eine Art Frauenflüsterer zu werden. Dennoch ist das für mich als Mann ein sehr sehr interessantes, spannendes und unerschöpfliches Thema. Deshalb habe ich natürlich Deinen Text „Reden Frauen wirklich so“ gelesen und das war der Grund, weshalb ich auch „Spiele der Liebe“ (ich meine das Kapitel im Autoren-Forum) gelesen habe. Ich habe Dir ja schon geschrieben, wie es mir damit ergangen ist. Es zu lesen, ist für mich ein Erlebnis, das mich für Augenblicke fast atemlos macht, als Du Deine Gefühle im Moment des heran nahenden Höhepunktes beschreibst.

Andere Stellen in Deiner Geschichte fand ich ebenfalls bemerkenswert, Dein irgendwie lapidarer Sprachstil zum Beispiel, in dem Du sehr erregende Dinge mit einer Beiläufigkeit erzählst, die ohne Beispiel ist. Dann gibt es da noch sehr witzige Dinge, zum Beispiel, dass Du dich wie ein Hähnchen fühlst, das gerade gewürzt wird. Soviel Phantasie muss man erst einmal haben.
Die Geschichte hat mich auch deshalb so berührt, weil ich vor vielen Jahren das gleiche erlebt habe, meine damalige Freundin hatte es mir zum Geburtstag geschenkt. Ihre Reaktionen danach waren teilweise identisch mit den Erfahrungen, die Du beschreibst.

Ich glaube jedenfalls, es war das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich je bekommen habe. Ich habe aus den damaligen Erfahrungen eine Geschichte gemacht, die verglichen mit Deiner aber einfach grottenschlecht ist. Natürlich habe ich sie nicht veröffentlicht, wenn Du sie aber lesen möchtest, dann maile ich sie Dir.

Liebe Grüße Michael


Gott sei Dank hatte er das Wort Physis verstanden und geschluckt, auch wenn es so wohl nicht im Duden stand. Daniela befand sich nach dem Lesen der Mail in einem leichten euphorischen Rausch, dieser Mann war hochinteressant, und er hatte tatsächlich auch ihren anderen Text gelesen, der überhaupt nicht erotisch war, sondern eher ernüchternd.

Sie schrieb ihm also nach einem Tag Wartezeit:

Lieber Michael,
es ist schön, dass der Himmel dich trösten kann (konnte), ich selber schaue kaum noch hinauf zum Himmel, denn es ändert nichts an der Situation auf der Erde. Manchmal denke ich, es sind nur Reflexionen auf meiner Netzhaut, die ich irgendwie verbinde mit Größe, Ruhe und Eínmaligkeit. Ich bin eben eine sehr zynische Person mit eingestreuten sentimentalen Elementen. Und die ISS ist vielleicht nicht mehr mein Ding, mein Ding ist eher die gute alte MIR, so altersmäßig, gehalten von Strumpfbändern, zusammengeflickt mit Tesafilm und verarscht in vielen Filmen. Aber auch die MIR ist schon lange nicht mehr da, und ab und zu wünsche ich mir, ich könnte diese Faszination zurückholen.

Doch manchmal, wenn ich die Venus sehe, die ja auch nur im Westen bei Sonnenuntergang oder im Osten bei Sonnenaufgang sichtbar wird, dann beschleicht mich ein Gefühl der Konstanz, und DIESES Gefühl der Konstanz ist beruhigend im Gegensatz zu der Konstanz auf der Erde. Hier auf der Erde ändert sich nie etwas, und das ist schlecht.

Beispiele für die Schönheit der Frauen brauche ich nicht. Frauen sind mit Sicherheit schöner als Männer, zumindest als die meisten.

...Und dieses Geburtstagsgeschenk von deiner ehemaligen Freundin, dieses Geschenk hat sie sich wahrscheinlich selber gemacht... So schlecht kann deine Geschichte darüber gar nicht sein! Ein männliches Gegenstück zu meiner Geschichte. Interessant! Du könntest sie im Autoren-Forum veröffentlichen , denn dort sind die meisten Leser erotischer Geschichten eher Männer, denen die männliche Sicht der ‚Dinge’ bestimmt besser behagt als die weibliche.

Hängst du immer noch an dieser Freundin? Woran ist es gescheitert? Liest sich wie ein Trauma. Oder ein Traum.

Ich sollte nicht so neugierig sein.

Was soll's? Damit meine ich, du könntest mir das Ding ruhig mailen.

LG Daniela


Also, warum nicht? Sie war schließlich nicht zimperlich. Sie hatte selber schon einiges über nichtzimperliche Sachen geschrieben, und diese Sachen waren nicht etwa Wunschvorstellungen sondern sie hatte sie wirklich erlebt. Also, warum nicht?

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten:

Liebe Daniela,
vielleicht hast Du es ja nicht erwartet, aber Deine Antwort hat mich nicht überrascht, ganz im Gegenteil, mit Deiner Beschreibung der MIR und dass die besser zu Dir passe, mit dem Anflug von Zynismus, der da mitschwingt, das hat mir doch gefallen.
Und was Du zur Venus schreibst, das schlägt einen weiten Bogen zu der eher sehr poetischen (und offen gestanden anrührenden) Formulierung in Deiner voraufgegangenen Mail: „bestimmt von dem Verlangen nach Erlösung durch die Liebe zu einem Mann. Witzig und vermessen irgendwie...“
Also doch nicht nur Zynismus.

Mit dem Satz: „dieses Geschenk hat sie sich wahrscheinlich selber gemacht...“ hast Du so etwas wie einen Stachel in mein Hirn gesetzt und ich wundere mich, warum mir in all den Jahren nie der Gedanke gekommen ist, obwohl er naheliegend ist, wenn ich daran denke, wie sich nach diesem Geburtstagsgeschenk unser Liebesleben verändert hat.
Ich hatte mir überlegt, an meine Geschichte einen Absatz anzufügen, der genau auf diese Veränderungen eingeht, hab das aber, zumindest für den Augenblick, gelassen.

Die Geschichte von meinem Geburtstagsgeschenk. Ich habe tatsächlich überlegt, ob ich sie Dir schicken soll, und gerade Dein MIR-Kommentar hat den Ausschlag gegeben, ich bin mir sicher, ich werde damit Dein Seelenheil nicht gefährden.

Ich habe noch einmal darüber nachgedacht, warum ich die Geschichte eigentlich geschrieben habe. Ich glaube, ich wollte die extreme Erregung, oder Geilheit, in die mich das „Geschenk“ damals versetzt hat, in irgendeiner Form konservieren. Deshalb ist die Geschichte ganz aus meiner männlichen Sicht geschrieben und legt großen Wert auf die detaillierte Beschreibung der Mechanik des Aktes. Also nichts, was Frauen erregend finden könnten.
Vielleicht sind ein oder zwei Formulierungen gut gelungen, sollte man aber nicht veröffentlichen.
Also, Du bist gewarnt.

Mit lieben Grüßen Michael


Na also! Daniela lud sich seine Story herunter, es war ein Word-Dokument, und es hieß ‚Geburtstagsgeschenk’. Sie holte sich einen Kaffee und vertiefte sich dann in die Geschichte. Wieso kam er überhaupt auf die Idee, dass Frauen die detaillierte Beschreibung der Mechanik des Aktes, wie er es nannte, nicht erregend finden könnten. Und wieder hatte er nichts über sich preis gegeben, den Absatz über die Veränderung in seinem Liebesleben hatte er natürlich gelöscht. Mist aber auch!

Es war natürlich Pornografie, aber auch rührend, wie er die Schönheit seiner Exfreundin bewunderte, das heißt Teile von ihr...

Manche Sachen allerdings gefielen Daniela auf Anhieb nicht, denn es ist nicht jederfraus Sache, wenn ein Mann auf sie ejakuliert, auch wenn er dabei ihre empfindsamsten Stellen trifft. Aber mein Gott, wir sind ja schließlich nicht zimperlich, und es hatte auch etwas antörnendes. War auch ziemlich interessant, die Sache einmal von der männlichen Warte aus zu sehen und zu fühlen. Das war anders, ganz anders. Im übrigen hatte er recht, die Story war nicht überragend, sie hielt keinen Vergleich mit ihrer aus, aber schlecht war sie auch nicht.

Einen Tag später schrieb sie ihm, nachdem sie zwei Glas von diesem bitteren Cynar-Zeugs getrunken hatte, ziemlich locker:

Hallo Michael,
ich schwatze bzw. schreibe viel blödes Zeug daher, also nimm das nicht so ernst, was ich schreibe. Und ich hasse es, analysiert zu werden, und wenn dann noch jemand etwas Gutes in mir entdeckt, dann fühle ich mich immer... verlegen? Denn ich bin in Wirklichkeit überhaupt nicht poetisch, sogar meine lausigen Gedichte habe ich nur geschrieben, weil Gedichte so wahnsinnig angesagt sind und viel mehr als Kurzgeschichten gelesen werden. Also als eine Konzession an den Zeitgeschmack. Ich bin ja so berechnend!

Also bitte bitte, nimm das alles nicht so genau, was ich über mich schreibe.
Zur Sache:
Erst einmal, Frauen fühlen sich durchaus nicht abgestoßen von detaillierten Details (doppelt gemoppelt), das ist uralter Aberglaube, die Details sind meistens besser als irgendein poetischer Mist, bei dem man sich nichts vorstellen kann und bei dem man sich veräppelt vorkommt.

Ich hab's also gelesen, und es hat mir sehr gut gefallen, wie du deinen Stolz beschriebst, und das mit der Offenheit, Nacktheit und Verletzlichkeit, ja das hat mich gerührt.

Fängt jedenfalls edel an, das mit der Bewunderung ihrer intimsten Weiblichkeit.

Aber man hört das Mädel gar nicht. Hat sie sich nicht bewegt oder so. Nichts gestöhnt? Oder hast du das nicht mitbekommen? Egal. Fängt jedenfalls gut an, aber dann, ich weiß nicht, ob mir bzw. Eva das gefallen hätte, dass ein Mann sich vor mir selber befriedigt, wo er doch mich bzw. Eva dazu hätte. Das kommt mir wie ein Fehler vor, erst hat sich Cornelia zu dieser Aktion entschlossen, und dann kommt DAS noch dazu. Alles quasi beim ersten Mal. Könnte ein wenig zu heftig gewesen sein.

Obwohl, vielleicht mochte sie es. Ich glaube allerdings an Evas Stelle, ich hätte es nicht gemocht, gut, vielleicht im Augenblick, aber hinterher hätte ich ein komisches Gefühl gehabt. Vielleicht. Möglicherweise wäre ich mir wie ein Objekt vorgekommen, auf das man ejakuliert. Aber auch darauf stehen manche Frauen. Wie gesagt, jede Frau ist anders.

„Es rührte mich an, wie der allerempfindlichste Teil des weiblichen Körpers den allerempfindlichsten des männlichen berührte und reizte.“

Das ist wieder okay, ich glaube, es macht jede Frau verrückt, wenn ein Mann mit seinem Ding da nur rumspielt.

Also gut, es hat was... Du solltest es veröffentlichen, denn ich glaube, Männer fahren voll drauf ab. Viele Frauen bestimmt auch.

Trotzdem habe ich irgendwie ein blödes Gefühl bei der Sache. Ist der Sex danach auf diesem Level geblieben? Vermutlich eine zeitlang, aber bestimmt nie so gut wie bei diesem Mal. Und dann? Wieder bin ich neugierig und nicht zu knapp.
Du zehrst anscheinend von diesem Erlebnis. Hast du diese (körperlichen) Gefühle jemals wiederholen können?

Übrigens trinke ich gerade ein Glas CYNAR, es schmeckt sehr bitter.
Liebe Grüße Daniela.


Daniela war sehr zufrieden mit sich. Sie hatte diplomatisch reagiert, neutral irgendwie, sie hatte sich selber da rausgehalten und stattdessen ihre Romanprotagonistin Eva vorgeschoben. EVA hätte das vielleicht nicht gefallen. EVA hätte das vielleicht gefallen. Das war sehr gut. Danke Eva!
Pünktlich einen Tag später kam seine Mail:

Liebe Daniela,
danke dafür, dass Du nicht empört reagiert hast, hatte kein so gutes Gefühl und hab es immer noch. Aber ich hab mich über Deine Antwort gefreut, weil es dazu viel zu sagen und zu schreiben gibt.
Was den CYNAR angeht, das ist eine ganz bequeme Art, Artischocken zu genießen. Wenn sauer angeblich lustig macht, was bewirkt dann eigentlich bitter?


Eine Stunde später kam eine längere Mail:

Liebe Daniela,
Ich werde es nicht veröffentlichen, weil es eigentlich klassische Pornographie ist, geschrieben, um die damaligen Gefühle zu konservieren und sich davon bei passender Gelegenheit aufgeilen zu lassen. Deshalb vielleicht hört man das Mädel nicht. In mancher Hinsicht sind Männer ganz offenbar ziemlich anspruchslos.

Die Ungereimtheiten, die Du erwähnst, sind absolut verständlich. obwohl es sich um eine tatsächliche Begebenheit handelt, ist es offenbar schwer, die Geschehnisse auf die Länge einer Kurzgeschichte einzudampfen, ohne dabei die Details zu verfälschen.


Ein Grund liegt sicher in der Person Cornelia, die ich wohl etwas schief beschrieben habe. Sie war tatsächlich viele Jahre älter als ich, 100 mal erfahrener und tausendmal tabuloser als ich.

Ich war damals ein zartes Seelchen, und was sie letzten Endes an mir fand, kann ich nicht sagen. Obwohl die Biographien so verschieden waren, sind wir knapp vier Jahre zusammen gewesen, wobei Sex eine sehr wichtige Rolle spielte.

Der Tabubruch, auf sie zu elekulieren, war nicht auf ihrer, sondern auf meiner Seite. Außerdem war es nicht das Ende, sondern der Anfang sexueller Aktivitäten an diesem Tag und - alle Bescheidenheit beiseite - vielleicht hätte es ja auch Eva gefallen.

In dem Zusammenhang eine kurze Begebenheit aus der Anfangszeit der Beziehung, so etwa nach 10 Wochen. Ein wunderschöner sonniger Sonntag im September. Ich war zu einer Familienfeier nach Hause gefahren. Am Nachmittag rief Cornelia mich an und bat mich, doch bitte bitte zu ihr zu kommen. Eigentlich wollte ich bis Montag bleiben, aber erfuhr zum ersten mal bewusst, wie Frauen Macht einsetzen und ausüben. Jedenfalls empfand ich das so. Also fuhr ich 300 km zu ihr. Sie hatte sich auf dem Balkon gesonnt und öffnete mir die Tür nur mit einem Slip bekleidet, und mein ganzer unterschwelliger Groll schmolz dahin. Sie glaubte wohl, dass ich für meine Folgsamkeit eine besondere Belohnung verdient hätte und... (zensiert)... eigentlich bis zum Ende. ‚Eigentlich’ deshalb, weil ich zu gehemmt war, in ihrem Mund zu kommen. Jahre später habe ich in einem US Sex Ratgeber die Schilderung eines ganz ähnlichen Falles gelesen, und die Therapeutin, ich glaube Ruth Westheimer, stellte rundheraus in Abrede, dass es so etwas gäbe.

Ich hatte gesagt, dass Sex in dieser Beziehung sehr wichtig war. Cornelia liebte es, (zensiert) und dann den Samen auf ihren Körper spritzen zu lassen und natürlich schluckte sie mein Sperma, ohne dass ich je darum gebeten hätte.
Und schließlich noch eine letzte Sache, nämlich die mit dem Ding, das da unten herumspielt. Es war ja keine Ersatzhandlung, sondern ein Vorspiel, das bis zu seinem Höhepunkt getrieben wurde, manchmal nicht nur zu einem. Wenn ich dann schließlich in sie eindrang, dann waren alle Fragen des männlichen Egoismus’ oder des zu frühen Kommens bedeutungslos.
Es war wie ein Ritt auf dem Tiger, obgleich ich überzeugt bin, dass es das Beste war, was mir widerfahren konnte.
Liebe Daniela, ich hoffe, mein Text ist nicht gänzlich unverständlich.

Zu den anderen Teilen Deiner Mail schreibe ich Dir noch.

Michael


Daniela fühlte sich geschmeichelt, es war schon ein irres Gefühl, sich mit einem Wildfremden über so ein Thema zu unterhalten. Es war außergewöhnlich und vielleicht auch ein bisschen krank. Andererseits törnte es sie auch an, sie konnte sich durchaus vorstellen, mit diesem Unbekannten Sex zu haben, sei es auch nur in der Fantasie. Wie alt war er wohl? Was hieß: Vor vielen Jahren? Was bedeutete dieser Satz? „Der Tabubruch, auf sie zu elekulieren, war nicht auf ihrer, sondern auf meiner Seite.“
Elekulieren? Seltsames Wort. Daniela schaute im Duden nach, aber das Wort gab es nicht. War wohl ein Schreibfehler.
Allerdings hatte sie sich mit dieser Cornelia gründlich vertan. Die war ja wohl wirklich eine total erfahrene Frau und hatte ihn wahrscheinlich für alle Frauen danach versaut.

Daniela wartete nun auf gespannt auf den Kommentar, den er ihr zu den anderen Teilen ihrer Mail schreiben wollte, aber es kam nichts.
Sie war verwirrt. Was war los? Hatte sie etwas Falsches geschrieben? Oder war sie zu neugierig gewesen? Bisher hatten sie fast jeden Tag miteinander korrespondiert - fast fühlte sie sich schon wie ihre berühmte Namensvetterin Erika Berger, die mit „Eine Chance für die Liebe“ - und jetzt auf einmal hatte sie seit vier Tagen keine Mail mehr bekommen.

Sie grübelte ein bisschen darüber nach und entschloss sich dann, so zu tun, als wäre SIE an der Reihe. Sie musste sich natürlich etwas einfallen lassen, warum es mit ihrer Mail so lange gedauert hatte, und sie hatte den grandiosen Einfall, ihre Mutter erkranken zu lassen. Das war passiert, aber schon vor einem Jahr... Und es war zwar pietätlos, würde aber erklären, warum sie so spät dran war.

„Zu den anderen Teilen deiner Mail schreibe ich Dir noch.“ Was also war los? Hatte er keine Lust darauf? Oder hatte er vergessen, was er da geschrieben hatte? Nun ja, sie würde es erfahren. Entweder antwortete er oder nicht. Aber es wäre schade, wenn er nicht mehr antworten würde. Sie würde ihn wahrscheinlich vermissen. Irgendwie mochte sie diesen Kerl, der einerseits so zurückhaltend war und andererseits so offen über Sex redete. Sie hatte zwar kein gutes Gefühl bei der Sache, aber sie schickte die Mail los wie einen Versuchsballon ins Ungewisse:

Hallo Michael,
so, das hat ein bisschen länger gedauert, aber im Augenblick passiert nur Mist. Meine Mutter hatte einen schweren Unfall und liegt jetzt im Krankenhaus unter anderem mit einem Oberschenkelhalsbruch, aber es geht ihr Gott sei Dank schon wieder ganz gut.

Bitter macht süß, bittersüß - Wunschvorstellung. Der Cynar machte mich eher trunken - ein bisschen.

Ich schreibe nun ein wenig konfus weiter, habe Teile entfernt, andere eingefügt. Ist alles ein bisschen durcheinander, aber was soll’s...

War es nun ein Segen oder ein Fluch? Ich meine, dass du Cornelia hattest. Ich schätze mal, alle die nach ihr kamen, waren bestimmt verklemmt oder nicht so ganz auf der Höhe.
Und wenn du irgend etwas von dem, was ich geschrieben habe, als Vorwurf aufgefasst oder angesehen haben solltest, dann hast du dich geirrt . So habe ich das bestimmt nicht gemeint.
Und... lieber, Michael, was ist denn elekulieren? Was neues etwa (kicher)?
Also, mittlerweile könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es Eva gefallen würde. Nur in der Theorie natürlich. Und auch nicht das elekulieren...

Ich zitiere:
‚Eigentlich’ deshalb, weil ich zu gehemmt war, in ihrem Mund zu kommen. Jahre später habe ich in einem US Sex Ratgeber die Schilderung eines ganz ähnlichen Falles gelesen, und die Therapeutin, ich glaube Ruth Westheimer, stellte rundheraus in Abrede, dass es so etwas gäbe.

Ehrlich gesagt stelle ich das auch in Abrede, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann, wenn er schon so ‚weit’ gekommen ist, auf einmal Skrupel kriegen sollte. Oder war es bei dir aus Rücksichtnahme? Ließ das Seelchen grüßen?
Wie auch immer, ich glaube, du kannst froh sein. Du hattest eine Frau, die um soviel anders war als die anderen zu dieser Zeit, in dieser wahrscheinlich doch sehr prüden Zeit. Ich kannte vor zwanzig Jahren auch mal eine Frau, die war ähnlich geil, ähnlich leicht erregbar, aber das ist nicht der Normalzustand bei Frauen. Die meisten Frauen die kriegen einfach keinen Orgasmus, die haben keinerlei Spaß am Sex, egal ob mit unbekannten oder mit angetrauten Männern. Es ist eine Qual für sie, und manchmal schaffen sie es noch nicht einmal durch Selbstbefriedigung. Also sei doch froh, dass du Cornelia hattest.

Aber nein, du bist ja förmlich besessen davon. Liest du nur Sex-Geschichten? Ich kann dir nur raten, sei dankbar für deine Erfahrungen mit Cornelia. Und irgend etwas muss DEINE Cornelia ja an diesem angeblichen Seelchen, das du ja angeblich mal warst, gefunden haben.
Vielleicht deine ja was... Geilheit?
Du solltest die Story trotzdem veröffentlichen. Ich halte sie eigentlich nicht für klassische Pornografie.

Die Arbeit erhebt ihr grausiges Haupt. Shit aber auch!
Daniela


SIE HABEN POST!!!

Einen Tag später war seine Antwort da. Es war also nur ein Missverständnis gewesen. Daniela atmete tief aus und las gierig seine Mail.

Liebe Daniela,
ich muss nicht sagen, dass ich wegen des Unfalls Deiner Mutter mit Dir fühle. Das klingt wie eine Floskel, aber ich bewundere Dich dafür, dass Du mir in so einer Zeit überhaupt geschrieben hast.

Ich habe das Gefühl, in Deiner Mail nicht ganz so gut wegzukommen. Also, das Thema Cornelia lasse ich nach nur einem weiteren Satz endgültig beiseite. Ich kann mir gut vorstellen, dass für sie die Beziehung zu mir, einem wesentlich jüngeren Mann, der dazu ziemlich gut beieinander war, von Bedeutung war. Es war zu den Zeiten noch sehr ungewöhnlich und nonkonformistisch. Genau das war für sie ziemlich wichtig.
Was Du über die Frauen und ihre Erfahrung und Einstellung zu sexuellen Dingen schreibst, möchte ich fast nicht glauben. Liegt das denn nicht zu großen Teilen an den Männern? Dann doch lieber gar keinen Sex als eine so einseitige Veranstaltung.
Es deckt sich auch nicht mit meinen Erfahrungen, und ich bin ein ganz durchschnittlicher Liebhaber, glaube ich. Man liest immer wieder davon, dass die Frauen den Männer im Bett etwas vormachen, und es kann ja auch sein, dass sie gute Schauspielerinnen sind. Aber wer kann denn zum Beispiel eine ganz fleckig durchblutete Haut oder Gänsehautinseln vortäuschen, mal abgesehen von all den anderen, naheliegenderen Veränderungen.

Bin ich, wie Du schreibst, von dem Thema völlig besessen? Es gibt Leute, die ihr Leben lang einen Kiesgarten harken, um das vollkommene Muster in die Steine zu zeichnen, und andere schlagen mit Holzstöcken durch die Luft auf der Suche nach dem ultimativen Schlag. Warum sollte sich da nicht jemand mit dem ultimativen sexuellen Höhepunkt beschäftigen, an dessen Ende man nicht doch irgendwie unbefriedigt zurück bleibt. Der Gedanke beschäftigt mich manchmal, und ich glaube, dass Phantasie da eine ganz wichtige Rolle spielt.

Ich lese nicht den ganzen Tag erotische oder Sexgeschichten. Ich weiß nicht, ob ich Dir geschrieben hatte, dass ich mich allerdings sehr für von Frauen geschriebene erotische Geschichten interessiere. Die waren, bevor es das Internet gab, ja ziemlich selten. Beim Autoren-Forum sind die Frauen ja reichlich vertreten. Ich habe mir angewöhnt, vor allem nach den Kommentaren zu gehen und interessiere mich also für solche Geschichten, zu denen es viele Kommentare gibt, insbesondere von Frauen. Ich wundere mich immer öfter, welche Geschichten gerade von Frauen positiv bewertet werden, wenn es Männer wären, okay, aber so. Aber Du hattest mir ja bereits geschrieben, dass Frauen durchaus an Details interessiert sind.
In Bezug auf von Frauen geschriebene erotische Geschichten weiß ich genau, wie es begann.

Ich bin mit drei Schwestern zusammen aufgewachsen, zwei davon älter als ich. Mein Vater war auch selten zu Hause, so dass ich in diesem weiblich dominierten Haushalt als junger Mann oder Mann gar nicht so recht wahrgenommen wurde. Ich hatte damit keinerlei Probleme, schon gar nicht nach außen, also im Hinblick auf andere Jungs. Ich spielte ziemlich gut Fußball und damit war das Thema durch.

Meine jüngere Schwester und ich hatten ein sehr gutes Verhältnis zu einander. Von ihr bekam ich eines Tages ein sehr erotisches, wenn nicht gar pornographisches Buch ausgeliehen, nur stundenweise, und ich erlebte zum erstenmal einen Höhepunkt ohne Schuldgefühle. Die Geschichte lief weniger lapidar ab, und auch die hab ich aufgeschrieben, aber natürlich nicht veröffentlicht. Ich mail sie Dir aber gern, wenn Du magst.

Ich hoffe sehr, du hast ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße Michael

P.S. Hoffentlich nicht wieder so viele Flüchtigkeitsfehler?


Daniela las diese Mail zweimal, bevor sie es kapierte. Oder nicht kapierte. Irgend etwas stimmte da nicht. Schließlich merkte sie, was es war. Wie hatte es eigentlich angefangen? Ach ja, er wollte ihren Roman lesen als authentische und blablablaa weibliche Sache.

Aber jetzt schrieb er nur noch von sich selber.

Um Danielas im Grunde ein wenig phlegmatisches Gemüt aufzuwühlen brauchte es viel, aber sie stand jetzt kurz davor, denn sie fühlte sich tatsächlich verarscht.
Dennoch überlegte sie hin und her. Es wäre schade, ihn zu verlieren, aber die Sache lief ihr zu einseitig ab. Was hatte SIE eigentlich davon?

Also entschloss sie sich, allerdings schweren Herzens...
Es fiel ihr wirklich nicht leicht, das zu tun, und der Titel ihrer Mail trug übrigens sinnigerweise den Namen „so long“...

Lieber Michael,
ist schon okay wegen meiner Mutter, wir lieben uns nicht besonders. Trotzdem bin ich ziemlich fertig.

Na gut, Cornelia lassen wir mal außen vor.
Frauen und Orgasmus... Sie wollen wohl, nur sie können nicht . Aber du hast zum Glück solche erfahren, die es können, du Glückspilz!
Dann hast du dir wohl die richtigen ausgesucht.
Und wahrscheinlich sind die angeblich durchschnittlichen Liebhaber wohl die besten...
Schade, wenn ich 20 Jahre jünger, nein sagen wir mal 10 Jahre jünger wäre, dann hätte ich dich gerne als Liebhaber kennen gelernt. Das ist natürlich absurd. Leider.

Fantasie ist alles, aber der Höhepunkt ist sooo flüchtig, nimmt eine sooo kurze Zeit in Anspruch, und deswegen verstehe ich einfach nicht, wieso du ihm sooo eine große Bedeutung zuteilst, es sei denn, du würdest in einem Zustand der permanenten Geilheit leben. Kann so etwas sein?

Aber:
Auch ich bin egoistisch. Du kannst mir deine Story ruhig mailen, aber erst, wenn du mir deine Meinung zu ‚SPIELE DER LIEBE’ kundgetan hast. Du wolltest es doch lesen, so als ‚authentische und weibliche’ Erfahrung. Es ist wirklich nicht so grottenschlecht, dass man es nicht lesen könnte, es sei denn, du wolltest nur deine eigenen Sachen irgendwie kundtun...
Sorry, ich muss hart sein, obwohl diese Härte nicht in meiner authentischen und weiblichen Natur liegt. Aber bei näherer Betrachtung muss ich feststellen, dass sie mir durchaus liegt, denn ohne sie würde ich mich sonst verzetteln in den großen weiten anonymen Feldern des Internets und der pffff... weiblichen Gefühle.

Ich hoffe, auch du hattest ein schönes Wochenende.
So long.
Oder auch nicht.

Liebe Grüße Daniela.

PS. Keine eklatanten FF (Flüchtigkeitsfehler). Zumindest habe ich keine gesehen.


Oh ja, es tat zwar weh, aber sie hatte diesem Typen doch tatsächlich ein Ultimatum gestellt, sie hatte nämlich die Nase voll, er interessierte sich für sie als Person einen Dreck, und ein Sexobjekt war sie auch nicht für ihn. Noch nicht einmal das! Dabei sah sie auf den Bildern ihrer Homepage gar nicht so übel aus, natürlich war sie keine Schönheit, aber mit Sicherheit gab es Schlimmeres.

Was also wollte er von ihr? Dass sie seine versauten Stories las? Das hätte sie ja gerne getan, die waren wirklich nett und törnten sie einigermaßen an, aber so ganz ohne Gegenleistung? Ihr Roman war immer mehr in der Versenkung verschwunden. Wahrscheinlich hatte er gerade mal die ersten beiden Kapitel gelesen, um so zu tun, als würde ihn das interessieren.
Also, was sollte das ganze?

Pffff... und die Astronomie... Der meinte tatsächlich, wenn er nachts die ISS sieht, dann hätte das schon was mit Astronomie zu tun. Wie kleinkariert! Und sie war darauf reingefallen wie eine Idiotin.

Aber leider würde sie jetzt nie erfahren, wie alt er war, wie er aussah, wie sein Familienstand war und vor allem nicht, wie sich sein Liebesleben nach dem „Geburtstagsgeschenk“ verändert hatte. Das war bitter. Beinahe so bitter wie Cynar.

Daniela wunderte sich über sich selber, aber gleichzeitig war sie ein wenig traurig und hatte zeitweilig sogar das Gefühl, mit ihr selber würde irgend etwas nicht stimmen, denn der gute Mann ließ nichts mehr von sich hören. Es war aus.

Und die Moral von der Geschichte?
Sie hatte keine Ahnung. Sie war jedenfalls schlechter dran als vorher, fühlte sich veräppelt, als Frau nicht wahrgenommen und als Autorin einfach ignoriert.

Was würde sie also beim nächsten Mal tun?
Sie hatte wirklich keine Ahnung...

E N D E

keine Fortsetzung folgt mehr....

Samstag, 12. Mai 2007

Auch du,

klein Ssssuu? (mpg 1,4 MB)

Das darf nicht wahr sein! Schon ZWEI Katzen, die mich begleiten wollen...

Da hier im Moment eh nicht viel los ist, werde ich mir einen neuen Beitrag sparen. *lach*
Wie ihr vielleicht gesehen habt, ist rechts in der Leiste, RECHTS, ja RECHTS ein kleiner Fortsetzungsroman zu finden. Nun denn, eigentlich ist es ja eine Fortsetzungsgeschichte...

Hier ist nun die Geschichte im ganzen. Nee, nicht sofort natürlich, sondern mehr stückweise und zum nachlesen:

FOOL TIME – Teil 1

„Du solltest besser hierhin gucken!!!“
Was? Wieso? Was meint er? Ach ja, ich muss diese Schraube halten, und er meint, ich wäre nicht so richtig bei der Sache. Das stimmt, ich habe tatsächlich über andere Dinge nachgedacht. Einfach so und unverschämterweise. Wo ich doch meine Aufmerksamkeit nur auf diese Schraube richten sollte, auf diese Schraube, die mein Göttergatte gerade in irgendeine Holzlatte schraubt, nicht ohne dabei zu fluchen. Natürlich flucht er nicht auf sich selber und auf seine Unfähigkeit, diese Schraube in diese Holzlatte zu schrauben, nein, er flucht über die Unzulänglichkeit des Seins, über die Unzulänglichkeit von Schrauben und von Holzlatten, über die Unzulänglichkeit von Ehefrauen, die ihre Gedanken von diesen unzulänglichen Schrauben abwenden und an andere Sachen denken, aber er denkt im Traum nicht daran, dass er einfach nicht in der Lage ist, diese verdammte Schraube richtig in diese Holzlatte zu schrauben.

Allerdings hege ich den Verdacht, er flucht nur, wenn ich dabei bin. Um mich für irgend etwas zu bestrafen? Etwa für meine Unaufmerksamkeit? Oder flucht er etwa auch, wenn ich nicht dabei bin, weil er einfach ein Choleriker ist?

HOCH SOLL ER KLEBEN, HOCH SOLL ER KLEBEN, DREIMAL HOCH!
(Tja, solche blöden Sprüche gehen mir durch den Kopf, immer wenn wir renovieren.)

Meine Gedanken schweifen also ab bei den Hilfestellungen, die ich leisten muss. Ich hasse nämlich das Renovieren. Blöderweise verlangt unser marodes Haus permanent danach, renoviert zu werden. Zum ersten, weil es gerade verrottet, zum zweiten, weil es einfach scheußlich ist. Es ist eben ein Haus der vierziger bzw. der fünfziger Jahre, als die Erbauer jeden erdenklichen Schrott zum Erbauen dieses Hauses verwendeten. Er (der Schrott) musste nur dauerhaft und solide genug sein. Und überaus hässlich! Wenn ich nur an diese Bank im Garten denke, ein überaus schlichtes Teil, so ergreifend schlicht, dass es unerträglich scheußlich ist! Als wir dieses Teil entfernen wollten, stellten wir fest, dass sich der obere Teil zwar relativ leicht abnehmen ließ (Freude!), dass aber die beiden Stützpfeiler der Bank so tief im Erdboden einzementiert waren – circa bis zum Mittelpunkt der Erde – dass man sie ohne ein Erdbeben zu verursachen, also ohne Sprengung nicht hätte entfernen können.

Also was tun? Antwort: Verschönern, verkleiden, ummanteln... Und so erging es uns mit dem ganzen Haus.

KLEBEN UND KLEBEN LASSEN...
(Tja, wie Kleister setzen sich solche Sprüche in meinem Gehirn fest.)
Wie gesagt, ich hasse das Renovieren.

Aber vor ein paar Tagen war es wieder so weit und auch unbedingt nötig: Unter anderem wollten wir irgend etwas mit der weißen Holzdecke machen, ferner tapezieren und alle Türen und Rahmen streichen. Eigentlich tapeziere ich gerne, ich mache es natürlich unorthodox, zur Not tapeziere ich auch quer, es kommt mir nur darauf an, dass es hinterher gut aussieht, und ich mache es halt so, dass sich jeder Handwerker mit Grausen abwenden würde, wenn er wüsste, wie ich es gemacht habe. Und ich arbeite gerne alleine, da kann mir keiner reinreden. Leider stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass Bobo diesmal zusammen mit mir tapezieren wollte, und mich packte ein mittelschweres Grausen. Er würde alles anders machen wollen als ich.

Zu meiner Überraschung lief es aber relativ gut. Wir arbeiteten über eine Woche lang ganz nett zusammen. Er meckerte nicht soviel herum wie sonst, und ich versuchte, das bisschen Gemecker zu ignorieren und meine eigenen bissigen Bemerkungen zurückzuhalten.
Der Mann hat es nämlich drauf, mich zu erzürnen. Bei der letzten Renovierung vor ein paar Jahren, als ich gerade ein Zimmer fertig tapeziert hatte bis auf die allerletzte Tapetenbahn, da sagte dieser Kerl doch tatsächlich: „Willst du das nicht fertig machen?“
Woraufhin ich erwiderte: „Ach nee, eigentlich nicht.“ In einem sehr ironischen Ton, wie ich dachte. „Tja, dir kann man alles zutrauen“, meinte dieser... mir fehlten die Worte. Der Mann ist einfach unglaublich. Aber egal, beim nächstenmal werde ich ihm die schleimige letzte Tapetenbahn um die Nase klatschen. Ich bin schließlich nicht einer seiner Azubis.

Wie immer hatten wir blendende Ideen. Ein kleines Beispiel: Vor zwei Jahren hatten wir die Terrasse gefliest, und da Bobo keine Lust hatte, mit der lärmenden Schneidesäge die Fliesen zurechtzusägen – der einfache Fliesenschneider hatte nämlich versagt – machten wir es anders: Wir legten und klebten die Fliesen erst einmal diagonal hin, dann zertrümmerten wir mit einem dicken Hammer andersfarbige Fliesen, legten statt der Fliesen, die wir hätten sägen müssen, ein wildes Mosaik, und siehe da: Es sah und sieht immer noch fantastisch aus. Also wer keine Lust zum Sägen hat, der zertrümmere...

Außerdem war es lustig, im Baumarkt die Fliesen zu kaufen. Wir machten immer Witze darüber, zum Beispiel, dass man dort nicht ausprobieren konnte, was die Fliesen beim Kaputthacken für Stücke bilden würden, eher bizarre spitze oder eher rechteckige glatte. Und wir lachten uns darüber kaputt, dass wir uns beim Transport so viel Mühe gaben, die Fliesenpakete unbeschädigt nach Hause zu bringen, wo wir dann wie bescheuert mit einem Vorschlaghammer auf ihnen herumprügelten...

Noch ein Beispiel unserer nie versiegenden Ideen:
Das Badezimmer im Haus war von gewohnter Abscheulichkeit, die Sanitärkeramik (Klo, Waschbecken und Badewanne) war gummiwärmflaschenrostbraun, und die Fliesen sahen aus wie Mönche, auf die viele Vögel gekackt hatten. Natürlich hätten wir alles von Grund auf erneuern lassen können, aber dazu waren wir zu geizig. Nein wir spielten auf Risiko... Die von Vögeln bekackten Mönche überstrichen wir mit einer Spezialfarbe, Klo und Waschbecken ließen wir erneuern, und die Badewanne fliesten wir mit kleinen blauen Knopffliesen. Und siehe da, es hielt und hält immer noch, es sieht fantastisch aus, und es fühlt sich auch auf der Haut gut an.

Jetzt allerdings hatten wir wieder ein Problem, und zwar das mit der potthässlichen weißen Holzdecke im Wohnzimmer. Ich hatte mir von einer Schreinerei einen Kostenvoranschlag machen lassen. Die neue Decke sollte Balken haben und dazwischen Rigipsplatten. Ich rechnete mit höchstens ein paar Euro und wollte die Summe aus eigener Tasche bezahlen, aber - oh Überraschung - der Kostenvoranschlag belief sich auf eine sagenhaft doppelt so hohe Summe! Ich musste herzhaft lachen, ich bin zwar bescheuert, aber so bescheuert nun auch wieder nicht. Also setzten wir uns hin und dachten über Alternativen nach.
Wir kamen schließlich auf eine künstliche Balkendecke. Mit dicken verzierten Holzleisten, die wir ebenholzfarbig (fast schwarz) lasierten, sollten die Balken simuliert werden, und auch an die Ränder der Decke kamen dunkle Leisten, aber nicht ganz so verzierte. Es war natürlich eine Heidenarbeit, die Dinger zu transportieren und vor allem zu lasieren, aber das Ergebnis ist spitzenmäßig. Die Decke sieht jetzt unsagbar kostbar aus, und sie sieht auch irgendwie höher aus. Die Arbeit hat sich gelohnt.

Und wie gesagt, auch die vorherige Tapeziererei war nicht so schlimm, Bobo half mit, er meckerte zwar über jeden Kleisterfleck, und ich war mehr mit Abwischen des Kleisters beschäftigt als mit dem Tapezieren selber, aber es ging so...

Es ging alles gut, bis wir am Wochenende Besuch von Freund H. bekamen, der irgendwie ganz geil auf Renovierungsarbeiten ist und der uns beim Verlegen des Dielenlaminats helfen wollte. Einen Tag vorher hatte ich in aller Schnelle noch die Diele tapeziert. Die Diele ist ein Horror, sie hat vier Türen, und es müssen circa hundert Tapeten - Einzelteile geschnitten werden. Ich wandte einen Trick an, den ich jedem empfehlen kann. Ich tapezierte nämlich die untere Hälfte der Diele mit einer anderen Tapete als die obere. Es ging viel schneller, denn die elend langen Stücke entfielen, und da wo Steckdosen waren, konnte ich aus den kurzen Stücken viel besser die Löcher herausschneiden.
Zwischen die beiden Tapeten klebte ich eine breite Bordüre, und tatsächlich habe ich es in drei Stunden geschafft. Neuer Rekord!

Nach dem Tapezieren war also das Laminat an der Reihe. Ein anderer Freund, nämlich Freund J. brachte uns eine Kreissäge und den alten Holzhobel seines Vaters vorbei. Dieser Hobel war allerdings so fein eingestellt, dass er kaum etwas (eigentlich gar nichts) hobelte. Vielleicht hobelte er ein paar Moleküle ab, aber die schienen mir unsichtbar zu sein…

Da auf dem Terrassentisch schon eine Tür lag, die wir gestrichen hatten, musste das Laminat auf dem Tapeziertisch gesägt werden. Außer der Kreissäge, dem Hobel, diversem Werkzeug und einem Zweieinhalb – Liter-Gebinde von weißer Farbe stand wirklich nichts darauf...

Ich kam gerade aus dem Garten und sah, wie der Tapeziertisch auf einer Seite mit den Beinen nachgab und wie in Zeitlupe das Zweieinhalb - Liter-Gebinde von weißer Farbe vom einknickenden Tapeziertisch auf den Terrassenboden knallte.
D e r D e c k e l l ö s t e s i c h . . .
u n d f a s t z w e i L i t e r F a r b e e r g o s s e n s i c h a u f d e n T e r r a s s e n b o d e n u n d s a u t e n d o r t a l l e s v o l l . . . O o o o o h !!!


Natürlich war nicht Bobo schuld an dieser Katastrophe, sondern nur die Umstände. Meine Güte, wer stellt schon solche hinterhältigen Sachen auf den Boden? Ein Tapeziertisch ist doch ideal für schwere Sachen. Oder? Also wirklich! Aber nicht auszudenken, wenn MIR das passiert wäre. Na gut, wir verloren nur ungefähr eine Stunde, die mit Reinigungsarbeiten draufging, wobei sich Bobo auffallend zurückhielt. Ich meine mit Meckern und mit seiner Anwesenheit. Er hatte natürlich was Wichtigeres zu tun...

Dem Himmel sei Dank war es Acryl-Farbe, wasserlöslich und relativ leicht entfernbar. Freund H. und ich nahmen einfach unsere Hände zu Hilfe, schöpften damit Farbe und ließen sie wieder in den Eimer zurückfließen. Eine herrliche Sauerei war das!

Und Gott sei Dank war die geliehene Kreissäge nicht heruntergefallen, und auch der Ehrwürdige Hobel war intakt geblieben. Nicht auszudenken, wenn ich Freund J. den Hobel schön weiß eingefärbt zurückgegeben hätte.

Als ich diesen Gedankengang äußerte, brach Freund H. in Lachen aus, und sogar Bobo verzog seinen Mund zu einem widerwilligen Lächeln.
Tja, manchmal haben sie tatsächlich Humor.

IST DAS KLEBEN NICHT WUNDERBAR?
(Ach halt doch die Klappe, du blödes Unterbewusststein!)

ENDE (nicht fürs Renovieren, nur für diese Geschichte)

Samstag, 17. Februar 2007

We are the champions...

Bei vielen Phänomenen der heutigen Zeit versagt mein Einfühlungsvermögen und ich muss Science Fiktion zu Hilfe nehmen, um sie einigermaßen "verstehen" zu können.

Karel rieb sich den rechten Arm und betrachtete fasziniert das Ekzem darauf. Es hatte die Form eines Käfers, war durch keinerlei Salben weg zu kriegen, sondern hatte sich zu einem blutroten ausgeprägten Fleck entwickelt, der wirklich sehr auffällig und kaum zu übersehen war. Irgendwann hatte ihn irgendetwas gebissen, vielleicht eine Spinne, aber das wusste er nicht so genau.

Karel rieb sich auch die Hände. Was für eine schöne Wohnung! Sie war einfach perfekt, so wunderbar renoviert, so wunderbar sauber, und die Nachbarn schienen auch sehr nette Leute zu sein. Karel liebte sie jetzt schon, die Wohnung und seine zukünftigen Nachbarn.

Natürlich liebte Karel seine Frau noch viel mehr als die zukünftige Wohnung oder die zukünftigen Nachbarn. Seine Frau erschien ihm wunderbar. Ihre gedrungene Gestalt ohne Taille, die Schwammigkeit ihrer Glieder, die ihm wie willige Nachgiebigkeit vorkam und ihr ausdrucksloses Gesicht mit den kleinen Augen inmitten der Fettpolster, dies alles erschien ihm als der Gipfel an Begehrenswertigkeit. Dazu kam noch, dass sie ihm total ergeben war, auch wenn ihm manchmal die Hand ausrutschte, wenn er sie maßregelte. Dieses wunderschöne Weib war so absolut gutmütig und phlegmatisch, dass sie seine Ausfälle duldete, und gerade das liebte er an ihr. Er hatte nämlich insgeheim den Verdacht, dass sie ihn durchaus vernichten könnte, es aber aus Trägheit nicht tat. Und deswegen, getrieben von dieser unterschwelligen Ahnung, die er sich vielleicht nur einbildete, die ihm aber überaus real erschien, hielt er sich bei ihr viel mehr zurück als bei den anderen Frauen, die er gehabt hatte. Er hatte nun mal einen Heidenrespekt vor seiner Frau, aus was für Gründen auch immer.

Man zog also in die neue Wohnung ein. Einziehen fand Karel lustig, es war immer schön, immer ein Neuanfang. Und man richtete sich schnell ein, denn die Wohnung mit ihrem geschmackvollen Laminat, ihrer ansprechenden Sanitärausstattung und ihren fantastisch weißen unbefleckten Raufasertapeten musste nicht groß renoviert werden.

Die unbefleckten Raufasertapeten waren das erste, was Karel übel aufstieß. Eines Tages nämlich, als ihm das Essen nicht so richtig schmeckte, warf er instinktiv den Teller (mit dem nicht gegessenen Essen darin) einfach an die Wand, und seitdem war an der Wand ein großer schmutzigroter Fleck, der Karel absonderlich gut gefiel.

Seitdem warf er öfter das Essen an die Wand. Seine Frau schien es ihm nicht zu verübeln, denn sie war schwanger und noch phlegmatischer als sonst.
Deswegen machte sie wohl auch nicht mehr das Badezimmer sauber, aber Karel fühlte sich dadurch nicht gestört. Ganz im Gegenteil, je dreckiger die Badewanne, je vollgeschissener das Klo wurde, desto wohler fühlte er sich. Und je wohler er sich fühlte, desto mehr Zeit verbrachte er in der Wohnung. Er hatte auch in letzter Zeit Probleme mit dem Sonnenschein, das heißt, er konnte helles Tageslicht nicht mehr ertragen. Er konnte es auch nicht ertragen, wenn andere Menschen ihn bei vollem Tageslicht ansahen. Karel kündigte daraufhin seinen Job als Parkwächter und fing als Türsteher in einer Pornobar an. Diese Bar machte sehr spät auf (sogar in der Sommerzeit war es schon dunkel, wenn sie aufmachte), und die Leute, die dort Einlass begehrten, schauten den Türsteher nicht an, sondern hatten andere geilere Sachen im Sinn. Und genau das war es, was Karel an seinem neuen Job liebte: Dass man ihn nicht beachtete!

Obwohl Karel duch seinen Job als Türsteher recht gut verdiente, zahlte er von Anfang an keinen Cent Miete für die neue Bude. War ja auch kein Wunder, so wie die aussah! Wenn er und sein geliebtes Weib die Wohnung genauer beschauten, dann fing zuerst er an zu lachen, und dann stimmte die geliebte Frau in sein Gelächter ein, so dass sie zusammen klangen wie das misstönende Gekreisch von Krähen. Es war ein gerechtes Gekreisch, denn:

Die Küche war mittlerweile total verschmutzt, in der Spüle türmte sich dreckiges Geschirr bis fast an die Decke, und an der Wand prangten mehrere dreckige Flecke. Da hatte wohl jemand das Essen an die Wand geworfen. Karel musste kichern bei diesem Gedanken.

Das Wohnzimmer lag begraben unter Dutzenden von Pizzaschachteln und Aluminiumbehältern, in denen sich Essen befunden hatte. Außerdem befanden sich viele gelbliche Flecken auf dem Teppichboden - das Wohnzimmer war der einzige Raum mit Teppichboden - und wahrscheinlich hatte der Hund auf den Teppichboden gepisst.

Das Badezimmer: Ein dreckiger Witz! Die Badewanne hatte einen schwarzen pelzigen Belag, das Wasser lief nicht mehr richtig ab, das Klo war absolut verstopft, und der Durchlauferhitzer hatte schlapp gemacht... Diesen Vermieter würde er schon drankriegen, als Mieter hatte man schließlich Rechte! Keinen Cent würde der Typ für die Bude kriegen! In dieser Hinsicht war Karel sehr konsequent. Er war ja schließlich ein hilfloser Mieter und somit diesem ungerechten System von Eigentum und Nichteigentum ausgesetzt. Und Eigentum verpflichtet schließlich!

Manchmal pinkelte Karel trotzig auf den Teppichboden im Wohnzimmer, als ob er den Pissegeruch von seinem Hund übertünchen wollte. Wo war der Hund übrigens abgeblieben? Er wusste es nicht, er hatte eines Tages festgestellt, dass der Hund nicht mehr da war, er war einfach irgendwo verloren gegangen. Von wegen, Hund der beste Freund des Menschen... Und die Katzen, na ja, die waren irgendwann gestorben, und er hatte sie in die blauen billigen Müllsäcke gepackt, die mittlerweile das ganze Wohnzimmer füllten und die so fürchterlich stanken. Ein Grund mehr, keine Miete zu zahlen.

Der Vermieter schellte natürlich an und wollte sich in der Wohnung umschauen. Da war er bei Karel gerade an den Richtigen gekommen. Ein paar Drohungen, ins Wohnzimmer zu pissen und natürlich die strikte Weigerung, den Vermieter in die Wohnung zu lassen, taten ihre Wirkung. Karel war nicht sehr intelligent, aber er besaß diese Insektenschlauheit, diesen minimal auf das Überleben ausgerichteten Trieb, und das hieß: Du musst die Gesetze genau kennen , und Karel wusste natürlich genau, wie weit er gehen konnte, die Mietgesetze dieses Landes waren allzu sehr auf den Mieter ausgelegt, und das war gut...

Dennoch war es an der Zeit, zu gehen, bevor größere Schwierigkeiten ins Haus standen, denn man musste sich nicht unbedingt der Willkür der verdammten Vermieter aussetzen.

Karel suchte eine neue Wohnung für sich und seine Lieben, denn mittlerweile war Nachwuchs angekommen, süße kleine Zwillinge, und das Schärfste war, sie hatten auf ihrem rechten Arm genau das gleiche Ekzem wie Karel selber. Ein Wunder der Fortpflanzung!

Also ausziehen, neue Wohnung suchen, alles neu abchecken...

Die neue Wohnung war einfach perfekt, so wunderbar renoviert, so wunderbar sauber, und die Nachbarn schienen auch sehr nette Leute zu sein. Karel liebte sie jetzt schon, die Wohnung und seine zukünftigen Nachbarn.

Als er die erste Kakerlake sah, war er ein bisschen erstaunt, aber nicht beunruhigt. Irgendwie schien sie ihm vertraut zu sein. Sie sah doch tatsächlich so aus wie das Ekzem an seinem Arm, und auch der Name war ihm vertraut. Welch ein Zufall!

„We are the champignons of the world... Der Song von Queen kam ihm in den Sinn. Wie lächerlich, aber er fühlte sich gerade in einer Supersiegesstimmung…. und betrachtete freudig sein Türschild, auf welchem geschrieben stand:

K.ACKERLACK

Mittwoch, 18. Oktober 2006

Ein Besuch im Zoo...

Tote Hose. Tote Saison. Totes Bloggen, keine Bilder, also lass ich es... Aber als ich letztens aus Versehen in eine falsche S-Bahn gestiegen bin, kam mir die Idee zu dieser Geschichte:


Gar nicht übel, das Buch! Parallelwelten, und in der anderen Welt sind Affen die vorherrschende Spezies.
Als Max kurz aufblickt, kommt ihm die ganze Gegend ziemlich unbekannt vor. Das beunruhigt ihn aber nicht besonders, manchmal hat er in der S-Bahn geistige Aussetzer, muss sich erst zurechtfinden, und nach ein paar Sekunden erscheinen dann bekanntere wenn auch nicht vertrautere Bilder. Also macht er sich keine Sorgen, sondern schaut sich ein wenig in der S-Bahn um.

Die beiden Typen sitzen eng aneinandergeschmiegt. An was erinnern sie ihn? Tatsächlich, die sehen aus wie Schimpansen. Die platten Nasen, dieser idiotische Mittelscheitel, die schmalen breiten Lippen und die kurzen Beine... Ha! Diese beiden Gestalten haben doch nie im Leben ein Erste Klasse-Ticket! Seltsam, dass kein Kontrolleur in Sicht ist, aber das ist ja normal, immer wenn irgendwelche Arschlöcher sich in der ersten Klasse niederlassen haben, dann kommt garantiert kein Kontrolleur vorbei. Typisch, denkt Max, während er weiter unauffällig die beiden affenartigen Typen mustert. Zu allem Überfluss essen beide Bananen!

Max muss grinsen. Er spinnt den Faden weiter: Die sind bestimmt aus dem Zoo ausgebüchst, haben sich irgendwo Klamotten besorgt und fahren aus Spaß mit der S-Bahn herum. Es gibt schon Typen... Mittlerweile ist er überaus fasziniert von den beiden Schimpansen, und er muss sich bremsen, sie nicht offenkundig anzustarren. Plötzlich sieht er aus den Augenwinkeln, wie der eine dem anderen in das glänzend schwarze Kopfhaar greift, dort schnell irgend etwas herausfischt und es sich dann seinen breiten Affenmund steckt.

Max muss ein wenig würgen. Was zum Teufel treiben die da? Es sieht fast aus, als würden die sich gegenseitig Läuse aus den Haaren sammeln und dann auffressen - wie damals bei Tante und Onkel. Max kann sich erinnern, dass seine Tante auch schon mal in den Bart des Onkels gegriffen hat, einen Krümel herausfischte und dann... igittigitt! Er will nicht daran denken.

Angeekelt wendet er den Blick ab und beschaut sich die anderen Gestalten. Ein seltsam aussehendes Subjekt steht vor sich hinstierend an der Tür. Wieder muss er grinsen. Das sieht wirklich aus wie eine Ziege! Dieser lange Schädel mit der flachen Stirn, die übergangslos in die breite Nase übergeht, diese kleinen Augen, diese schlappigen Ohren, und zu allem Überfluss trägt der Typ auch noch einen dieser so genannten Hippenbärte, diese Teile, die aussehen, als wären sie aus Schamhaaren gewachsen. Oh mein Gott, denkt Max belustigt und schaut sich den Rest der “Ziege“ auch noch an. Ihre Figur ist ziemlich gedrungen, ihre in schwarzen Hosen steckenden Beine sehen recht kurz aus - fast hat er erwartet einen zierlich gespaltenen Huf zu sehen, oder wie nennt man das bei Ziegen, aber nein, die „Ziege“ trägt Stiefelchen in einer anscheinend winzigen Größe...

Noch mal oh mein Gott! Max muss sich beherrschen, um nicht laut loszulachen. Und das alles in der Ersten Klasse! Er ist doch in der Ersten Klasse? Max wirft einen Blick auf die Schrift am Ende das Waggons, klar doch, es ist die Erste Klasse - nur bei näherem Hinsehen sieht die Eins aus wie eine Banane. Nun denn, diese neuen S-Bahnen sind manchmal absonderlich gestaltet. Er hat sich schon beim Einsteigen gewundert, denn die ganz S-Bahn schien höher gelegt zu sein, es gab keine Stufen sondern eine Art Rampe, die ausgefahren wurde. Na ja, es ändert sich laufend was, und das ist bestimmt so eine behindertengerechte Sache.

Trotzdem seltsam alles. Zur Linken gibt es keine normalen Sitzbänke, sondern eine Art Grube. Wofür soll die wohl gut sein? Für Fahrräder? An der hinteren Tür steht eine Frau, die einwandfrei wie eine Kuh aussieht, und neben ihr, die mit dem langen Hals, die hat große Ähnlichkeit mit einer Giraffe. Auf der anderen Seite entdeckt er einen Typen, der mit seinem fetten Arsch aussieht wie ein Nilpferd. Vielleicht sollte der sich in die Grube begeben, der passt bestimmt auf keinen normalen Sitz! Max verzieht das Gesicht, weil er nicht laut herausprusten will. Und hinter dem Nilpferd sieht er eine überaus hübsche Frau mit großen mandelförmigen weit auseinanderstehenden Augen, leider hat sie eine Hasenscharte, die ihre Schönheit aber merkwürdigerweise noch erhöht. So viele tierartige Typen hat Max noch nie gesehen.

Mittlerweile ist Max hellwach und leistet sich einen Blick auf die vorüberziehende Landschaft. Aber was er da sieht, kennt er nicht, so oft er auch weg und wieder hinschaut, es ist alles fremd. Was er da sieht, ist falsch. Hat er aus Versehen am Bahnhof die falsche S-Bahn genommen? Es kommt vor, dass die Anzeigen nicht richtig funktionieren, man steigt in einen fremden Zug und ist auf einmal wer weiß wo. Kann durchaus passieren und war ihm schon öfter passiert.

Aber trotzdem - er ist es gewohnt, durch großstädtische Umgebung zu fahren, manchmal kommen zwar ein paar ländliche Bezirke vor, aber im großen und ganzen ist alles gut besiedelt und vermischt mit Gewerbe- oder Einkaufszentren, aber das was er jetzt sieht, ist nichts dergleichen. Die Landschaft gleicht einer Savanne, sie ist mit Bäumen und Buschwerk bewachsen, Häuser sind kaum zu sehen.

Wann kommt endlich die nächste Haltestelle? Er will raus hier! Er will die nächste S-Bahn zurück nehmen, denn allmählich wird die Zeit knapp. Er wird zu spät ins Büro kommen, das wäre schlecht, denn er hat schon ein paar Abmahnungen wegen Zuspätkommens bekommen. Also, warum hält die verdammt S-Bahn nicht an? Sonst ist doch alle paar Meter eine Station! Aber nein, diese verflixte S-Bahn fährt und fährt und hält einfach nicht an!

Oh, da ist der Zoo! Den Zoo kennt er, das ist der Zoo, aus dem die Schimpansen ausgebüchst sind, und jetzt fahren sie zurück. Quatsch, die Idiotie dieses Gedankens kommt ihm voll zu Bewusstsein. Trotzdem kennt er diesen Zoo, aber der Zug fährt so schnell an ihm vorbei, dass er keine Details erkennen kann, trotzdem bildet er sich ein, er hätte in den Käfigen des Zoos menschliche Wesen gesehen. Absurd, das alles. Natürlich, er hat zuviel Science Fiktion gelesen! Das Buch handelt ja auch von Affen, die in einer Parallelwelt lebten und irgendwie einen Zugang zur Menschenwelt gefunden haben. Nein falsch, nicht die Affen haben den Zugang gefunden, sondern die Menschen... Aber verdammt noch mal, warum hält die S-Bahn nicht an? Max kneift sich heftig in den linken Arm, um aufzuwachen, denn anscheinend träumt er gerade einen Alptraum – aber er kann sich noch so kneifen, die Szenerie verändert sich nicht.

Da ist ein Schlachthof. Die S-Bahn fährt schnell daran vorbei, Max kennt diesen Schlachthof nicht, und meine Güte, Schlachthöfe sollen nicht in der Öffentlichkeit zu sehen sein. Das ist peinlich und verursacht bei sensiblen Menschen ein blödes Gefühl in der Magengegend, denn dieses Blöken, diese Schreie, sie könnten genauso gut von menschlichen Wesen stammen...

Max versucht vergeblich, die unbekannte Landschaft zu fixieren, die sich während der endlosen Fahrt vor ihm abrollt, aber es gelingt ihm einfach nicht. Er kennt nichts davon, und das ist eigentlich ungeheuerlich.

Plötzlich bemerkt er aus den Augenwinkeln, dass die beiden Schimpansen aufstehen und sich ihm nähern. Auch der Ziegenartige kommt auf ihn zu. Und aus den Augenwinkeln sieht er, dass sogar das Nilpferd sich auf ihn zubewegt.

„Er ist wohl ausgebüchst!“ sagt das Nilpferd mit grunzender Stimme, während sich alle vor ihm aufstellen wie... Polizisten, die einen Ausbrecher suchen?

Manchmal hat Max tatsächlich Geistesblitze. Kann es wirklich wahr sein, das mit den Parallelwelten?

Max sendet ein geistiges Schnellstoßgebet an irgendeine gerade diensthabende Gottheit:

Hilfe, lieber Gott! Lass mich wenigstens in den Zoo kommen!

Mittwoch, 17. Mai 2006

KLAGELIED einer Hausfrau...

Hatte ich ja schon angedroht, das Klagelied. Und gleich bin ich sowieso weg, mache einen Einkaufsbummel...


Jeder möchte sich die nervige Hausarbeit erleichtern, denn es geht soviel Zeit dabei verloren, die Fenster zu putzen, den Herd zu reinigen, den Teppichboden oder sonstige Böden zu staubsaugen und danach zu wischen... Das ist alles sehr lästig – und es ist absolut unerfreulich, denn die Hausarbeit ist eine Arbeit ohne Ende, eine Arbeit ohne Hoffnung, endlos, fürchterlich, traurig und äääh... eben endlos.

Und deshalb falle ich auch immer auf Sachen herein, die mir diese Hausarbeit erleichtern sollen. Was heißt erleichtern? Ich soll die Hausarbeit durch diese Geräte gar nicht mehr spüren. Diese genialen Geräte verkehren die Hausarbeit angeblich in ein sanftes Säuseln, in eine laue geliebte Brise, denn man hat endlich alles im Griff.

So geschehen mit dem Dampfreiniger einer gewissen deutschen Markenfirma. Mit dem Staubsauger dieser Firma war ich übrigens sehr zufrieden, und deswegen war ich auch sehr erfreut, als der Vertreter dieser Firma mich ein Jahr später wieder aufsuchte.

„Und wie läuft es?“ fragte er mich.

„Alles bestens“, gab ich zur Antwort. „Katzenhaare auf dem Afghanen (ich meinte natürlich den Teppich und nicht den Hund) sind überhaupt kein Problem mehr.“

„Das ist schön“, sagte der Vertreter und schaute mich irgendwie lauernd an, aber das war bestimmt nur Einbildung von mir.

Jedenfalls lief das ganze darauf hinaus, dass ich diesen beknackten Dampfreiniger bestellte, der den Rest der Wohnung, nämlich alle Räume die nicht mit Teppichboden belegt waren, in Nullkommanix reinigen würde.

Keine zwei Wochen später war der sagenhafte Dampfreiniger da, und ich probierte ihn sofort aus.

Er dampfte dann auch gewaltig vor sich hin, und die Fliesen im Badezimmer waren klatschnass, aber auch sehr sauber. Auch mit dem altmodischen Kunststoffbelag in der Küche kam er blendend klar. Dampf! Zisch! Sauber! Einfach so.

Mit dem Parkett in der langgezogenen Diele kam der Dampfer allerdings nicht ganz so gut klar, Ich hatte das Gefühl, es wäre irgendwie zu nass, was da passierte.

Und auf Dauer war es eigentlich sehr umständlich, den Dampfer aus der Kammer, in der ich ihn mühsam verstaut hatte, zu holen, neues Wasser einzufüllen, eine Verlängerungsschnur zu organisieren, und dann... eben anzufangen mit dem Dampfen und dabei Rücksicht zu nehmen auf meine größte teppichlose Fläche, nämlich auf den Parkettfußboden in der Diele, der sich, wie mir schien, schon leicht nach oben wölbte. War wohl ein bisschen zu nass geworden.

Nach einem Monat hatte ich die Nase voll vom Dampfreinigen und machte mir einfach einen Aufnehmer mit heißem Wasser und einem Hauch von Reinigungsmittel fertig, rutschte lieber mit den Knien auf dem Boden herum, um auch in die kleinsten Ecken zu kommen, und siehe da, der Aufwand war sehr viel geringer, und das Ergebnis war das gleiche, aber viel weniger kompliziert von der Handhabung her, denn ich konnte die Fußleisten gleich mitputzen. Und es war nicht so nass.
Also, was soll ich sagen? Alle elektrischen Geräte, die einem die Werbung aufschwatzen will, sind überflüssig? Ich will mir da kein Urteil anmaßen, ich weiß nur, dass sie verdammt viel Platz wegnehmen, umständlich zu bedienen sind und dass man auf die konventionelle Weise, in diesem Fall mit Schrubber und Aufnehmer vielleicht besser klarkommt. Aber man lässt sich ja so gerne täuschen! Tatsächlich will man uns weismachen, dass die moderne Hausarbeit eigentlich gar keine Arbeit mehr ist. Lachhaft!

Und das bringt mich jetzt zu anderen Elektrogeräten, zum Beispiel zu meinem Herd. Es ist ein fantastischer Herd, er hat jede Menge Funktionen, er kann zum Beispiel riesige Fleischmengen backen und zwar heißluftmäßig. Blöderweise habe ich nie riesige Mengen an Fleisch zu backen. Eigentlich backe ich nur ab und zu ein Hähnchen. Und das Hähnchen spritzt jede Menge Fett von sich ab, und das Fett setzt sich in den Ecken des Backofens fest, brennt dort ein und lässt sich sehr sehr schwer entfernen.

Wer oder was zum Teufel entwirft diese Backöfen?

Ich glaube, die Konstrukteure von solchen Geräten wollen die Putzenden fertig machen. Sie sollen ihre kostbare Zeit mit der fast unmöglichen Reinigung dieser Foltergeräte zubringen. Und ich glaube auch, wenn einer dieser sogenannten Konstrukteure einmal im Leben einen verdreckten, verfetteten Backofen sauber machen müsste, dann würde er schreiend wegrennen und sich was Besseres einfallen lassen.

Da ich nicht mehr länger bereit bin, mir meine kostbare Zeit (die mir immer kürzer vorkommt, je älter ich werde) durch so einen Mist stehlen zu lassen, werde ich mir demnächst einen dieser Herde anschaffen, die kurzfristig so hohe Temperaturen erreichen, dass der Dreck einfach verbrennt und man nur noch ein Häufchen Staub wegfegen muss, aber leider müsste ich dafür eine extra Leitung legen lassen und halt den Herd kaufen. Eine ziemliche Aktion. Na ja, vielleicht irgendwann...

Oder Kunststofffenster... Auch dafür gibt es jede Menge Fensterputzgeräte. Mit Stielen zum Ausziehen, alles superleicht zu bedienen, geht wahnsinnig schnell, und alles wird blitzsauber...

Ja Pustekuchen! Die Scheiben als solches werden natürlich gut damit geputzt, aber leider gibt es noch andere Teile am Fenster, und zwar den Rahmen und vor allem solche Stellen am Rahmen, die man überhaupt nicht sieht, die obere Kante zum Beispiel. Da steht man dann mit seinem Stielgerät und ... es geht nicht damit. Man muss es wieder auf die konventionelle Art machen, nämlich mit einem Lappen und so weiter. Am schlimmsten finde ich allerdings bei manchen Kunststofffenstern die unteren waagerechten Rillen und Kanten. Wie soll man das saubermachen? Da kommt Mann oder Frau nur mit einem Q-Tip oder einem Zahnstocher in die Ecken, in denen sich natürlich jede Menge Staub und Dreck befinden.

Wer hat sich diese Fensterrahmen ausgedacht? Irgendein Perverser, der unbedingt soviel unzugängliche Rillen, Ritzen und Kanten wie nur möglich auf geringstem Raume unterbringen wollte?

Möglich... Vielleicht handelt es sich um eine Verschwörung. Jedenfalls ist das alles abartig und stiehlt mir viel Zeit, die ich besser nutzen könnte.

Ach ja, gestern gab es bei uns Hähnchen, und die Fenster müssten auch mal wieder geputzt werden...

ÄCHZZZZ...

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